Rheinische Post: Aggression im Verkehr Kommentar Von Thomas Reisener
Düsseldorf (ots)
Wer schafft es heute noch, Düsseldorf zu durchqueren, ohne angehupt zu werden? Warum kann man sich nicht mehr einfädeln, ohne dass die Nachbarspur gezielt die Lücken zumacht? Was ist schlimm daran, wenn man auf der Suche nach einer Parklücke auch mal langsam fährt? Der Verkehr ist aggressiver geworden. Auch Frauen missbrauchen das Auto als Ventil für schlechte Stimmungen, wie eine neue Studie belegt. Sie klärt aber nicht das Warum. Versuch einer These: Wir fahren heute riskanter, weil moderne Autos mehr können. Elektronische Fahrassistenten entschärfen den Grenzbereich, Airbags und optimierte Karossen nehmen Unfällen viel Schrecken. Hatten wir früher nicht irgendwie mehr Respekt vor unseren Autos? Der Ruf nach mehr Überwachung allein ist zu billig. Die Ursachen von wachsender Aggressivität im Verkehr liegen tiefer. Die ganze Gesellschaft ist atemloser geworden, hat sich entsolidarisiert. Der Verkehr bildet das nur ab. Einfach mal anders denken: Vielleicht brauchen wir gar nicht mehr Verkehrspolizei, sondern mehr Verkehrspädagogen und -Soziologen.
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