Rheinische Post: Seelsorger unter Verdacht
Düsseldorf (ots)
Nun also der Düsseldorfer Stadtdechant: von allen Ämtern beurlaubt wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung eines erwachsenen Praktikanten im Jahr 2012. Der Vorgang um Ulrich Hennes wurde der Staatsanwaltschaft übergeben, ein innerkirchliches Verfahren ist eröffnet. Bis zum Abschluss gilt die Unschuldsvermutung. Und: Eine Vorverurteilung findet wie immer nicht statt.
Doch nur auf dem Papier. Denn der Priester unter Verdacht wird das Vertrauen nie mehr genießen, das für Seelsorge unabdingbar ist. In vielen Köpfen ist der verdächtige Seelsorger schon der schuldige Seelsorger. Der Priester unter Verdacht hat seine Unschuld verloren.
Gegen Ulrich Hennes hat es in den 90er Jahren bereits einen ähnlichen Vorwurf gegeben. Eine Therapie ist damals verordnet und absolviert worden. Jede Verdachtsgeschichte hat eine Vorgeschichte. Mit ihr büßt die Kirche an Glaubwürdigkeit ein, selbst wenn sie um Aufklärung bemüht ist. Wer das Priesteramt bewahren will, muss es reformieren. Nur das Reden über das Weiheamt für Frauen und ein Ende des Zölibats ermuntert nicht zu einem neuen Vertrauen in Priester und eine Kirche ohne Opfer.
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