Rheinische Post: Kommentar: Behinderten zuhören
Düsseldorf (ots)
Seit Jahren können Risikoschwangere über eine Fruchtwasseruntersuchung testen lassen, ob das Ungeborene ein Down-Syndrom aufweist. Für diese Frauen finanzieren die Kassen die Untersuchung, die mit dem Risiko der Fehlgeburt behaftet ist. Was spricht also dagegen, die gefährliche Untersuchung durch einen einfachen Bluttest zu ersetzen? Eine Gesellschaft, die in hohem Maß auf die Optimierung des eigenen Lebens ausgerichtet ist, ist anfällig dafür, auch die Eigenschaften von noch nicht geborenen Kindern zu kontrollieren. Je mehr routinemäßig überprüft wird, desto größer wird der Druck auf Eltern, sich gegen Kinder zu entscheiden, die nicht das Merkmal "gesund" tragen. Viel besser wäre es, wenn die Gesellschaft in dieser Frage einen Schritt zurückginge und die Selektion von Kindern mit Down-Syndrom in Frage stellte. Man sollte auch mehr den Menschen mit Down-Syndrom zuhören, die ihr Recht auf Leben reklamieren. Man müsste auch mehr den Eltern dieser Kinder zuhören, die ein erfülltes Familienleben führen, sich aber von außen die Frage gefallen lassen müssen: Kann man das heute nicht verhindern?
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