Rheinische Post: Bluttests und das Ende der Menschlichkeit Kommentar Von Gregor Mayntz
Düsseldorf (ots)
Im Grunde wäre der Umgang mit vorgeburtlichen Bluttests als Kassenleistung ganz einfach: Unbedingt machen. Denn wenn sie nicht mit dem Risiko von Fehlgeburten behaftet sind, die bei den jetzt schon von den Kassen bezahlten Fruchtwasseruntersuchungen drohen, wäre das sinnvoll schon mit Blick auf die Leben, die so gerettet werden könnten. Diese Logik stimmte jedoch nur, wenn mit den Tests nur solche Risikoschwangerschaften entdeckt werden sollen, die sich zu einer Gefahr entwickeln. Tatsächlich aber geht es meist um Trisomie 21 und somit um jene Kinder, die bei vielen als behindert gelten, obwohl sie besonders begabt sind und später sehr viel feinfühliger beispielsweise in Personalabteilungen die Sozialkompetenz bewerten könnten. Gäbe es einen breiten Konsens darüber, dass eine Abtreibung auf Ausnahmen beschränkt ist, könnten wir mit Bluttests locker umgehen. Doch die Debatte verschiebt sich in Richtung einer absoluten Entscheidungsfreiheit über Sein oder Nichtsein von Leben. Dann wären wir am Anfang eines Weges zu einem Lebensrecht nur noch für Kinder, die garantiert geliebt sind, weil sie das richtige Geschlecht, die passende Intelligenz und hoffentlich keine Sonder-Begabung besitzen. Und am Ende der Menschlichkeit.
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