Rheinische Post: Kommentar
Menschen in Lügde leiden genug
= Von Christian Schwerdtfeger
Düsseldorf (ots)
In der Haut der Menschen in Lügde möchte man nicht stecken. Auch wenn diese Redensart abgedroschen klingen mag, trifft sie ziemlich genau den Kern der Sache. Es muss schlimm sein, wenn man ständig auf massenhaften Kindesmissbrauch angesprochen und gefragt wird, ob man den Täter nicht gekannt oder warum man nichts bemerkt habe. Hinzu kommen die Beschimpfungen und Vorverurteilungen in den sozialen Netzwerken, in denen Menschen wie der Lügdener Bürgermeister ungehemmt aufs Übelste beleidigt und bedroht werden.
Vergessen wird dabei, dass die Menschen vor Ort selbst tief betroffen sind von den furchtbaren Ereignissen vor ihrer Haustür und darunter emotional zu leiden haben. Und sie fragen sich natürlich auch selbst, ob sie nicht hätten etwas bemerken müssen. Manche machen sich vielleicht selbst schlimme Vorwürfe, obwohl sie nichts dafür können, dass unter ihnen ein Kinderschänder gelebt und sein Unwesen getrieben hat.
Deswegen sollte sich jeder, der vorhat, mit dem Finger auf andere zu zeigen, grundsätzlich erst einmal etwas zurücknehmen und sich selbst fragen, wie man es finden würde, von einem Fremden diffamiert und verurteilt zu werden.
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