Rheinische Post: Kirchenreformen als Notfallplan Kommentar Von Lothar Schröder
Düsseldorf (ots)
In Rom wird einmal mehr die Zukunft gesucht, also nach einem Weg, den die katholische Kirche ins 21. Jahrhundert gehen könnte. Das hört sich zunächst größer an, als es auf der Tagesordnung der Synode steht. Denn 180 Bischöfe wollen sich die kommenden drei Wochen mit der seelsorgerischen Notsituation in Amazonien beschäftigen. Eine Synode also nur von regionaler Bedeutung? Wer's glaubt, wird vielleicht selig, aber nicht unbedingt klug. Denn wenn - ermuntert durch Papst Franziskus - über verheiratete Priester sowie das Weiheamt für Frauen diskutiert und vielleicht auch entschieden wird, so ist dies über kurz oder lang auch weltkirchlich ein Thema. Schon ab 1. Advent widmen sich Bischöfe und Laien in Deutschland auf ihrem "Synodalen Weg" genau denselben Fragen. Bewegt sich Kirche also doch? Und sogar von unten, den Ortskirchen? Reformer mögen Hoffnung schöpfen. Doch bleibt bei aller verhaltener Euphorie zu bedenken, dass die Debatte dem eklatanten Priestermangel aktuell in Amazonien und künftig auch in Europa geschuldet ist. Reformen als Notfallplan sind wenig überzeugend. Am Ende machen sie die möglichen seelsorgerischen "Lückenbüßer" - Frauen wie verheiratete Männer - zu Priestern zweiter Klasse. Ungewohnt barsch reagieren die Kritiker auf diese Pläne, die Papst Franziskus gar der Ketzerei beschuldigen. Wann hat es so etwas zuletzt gegeben! Die unverhohlene Ablehnung am Veränderungswillen des Pontifex weist auch auf ein anderes, innerkirchliches Dilemma hin. Der päpstliche Unfehlbarkeitsnimbus (der freilich für die Fragen der Synode nicht relevant ist) hat gelitten, seit es zwei Heilige Väter gibt. Trotz der Zurückhaltung des emeritierten Papstes Benedikt finden Bewahrer gerade in ihm ihren stillen Fürsprecher. Franziskus hat auch dadurch an Autorität eingebüßt. Wie umfänglich, das wird die Synode zeigen.
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