Rheinische Post: Kommentar
Anführer des Aufstands
= Von Frank Herrmann
Düsseldorf (ots)
Trumps Freunden gehen die Argumente aus. In der Sache haben sie wenig zu entgegnen nachdem ein US-Diplomat in Kiew dokumentierte, was der Präsident stets bestritt: dass Trump von der Ukraine nicht nur die Aufnahme von Ermittlungen gegen Joe Biden verlangte, sondern auch die Freigabe auf Eis gelegter Militärhilfe davon abhängig machte. Statt die Substanz der Vorwürfe anzufechten, fechten sie nun das Verfahren an - und besetzen einen Raum, in dem der Geheimdienstausschuss die nächste Zeugin der Ukraine-Saga vernimmt. Die Runde tagt - wenig ungewöhnlich - hinter verschlossenen Türen. Bei Trump-Fans wird daraus: Ein Staatswesen, das einem Rebellen den Sieg über das Establishment nicht gönnt, bastelt an einem Komplott, um den Helden zu stürzen. Es scheint das Fundament der Verteidigungsstrategie eines Bedrängten zu sein: 2016 inszenierte sich Trump als Anführer eines Aufstands gegen eine Elite. 2019 zeichnet er das Motiv nach. Ob es ihn heute vor der Amtsenthebung rettet, liegt an seinen Parteifreunden. Die tun sich schwer, sich abzuwenden, solange ihm die bislang so treue Basis die Rolle des von der Elite Gejagten abnimmt.
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