Kommentar
Hetzjagden darf es nicht geben = Von Thomas Reisener
Düsseldorf (ots)
Der Brand im Krefelder Zoo, bei dem mehr als 30 Tiere gestorben sind, hat ganz NRW schockiert. Die Tragödie will so gar nicht zur Stimmung im Land passen, denn 2019 schien NRW seine Liebe zum Umwelt- und Tierschutz neu entdeckt zu haben: Der Ministerpräsident besuchte demonstrativ Artenschutz-Konferenzen und verlieh mit dem Staatspreis die höchste Auszeichnung des Landes an einen Umweltpolitiker. Seine Umweltministerin brachte ein Schutzpaket für Nutztiere auf den Weg und will einen Landes-Tierschutzbeauftragten berufen. Zudem erzwingt die Klimadebatte auch in NRW eine neue Verhandlung über das Verhältnis von Mensch und Natur, die im Hambacher Forst einen ersten gewaltsamen Höhepunkt erreicht hat.
Vielleicht liegt es an dem aufgekratzten Tenor, der gegenwärtig fast alle Öko-Debatten prägt: Die mutmaßlichen Verursacherinnen des Dramas von Krefeld werden im Internet gerade mit erschreckender Brutalität angegangen. Das ist unfair. Wahrscheinlich leiden die drei Frauen, die sich freiwillig gemeldet haben, ohnehin schon unter ihrem schlechten Gewissen. Vorsatz kann man ihnen nicht unterstellen. Allenfalls Leichtsinn, wenn sie denn überhaupt gewusst haben, dass der Einsatz der frei verkäuflichen Himmelslichter verboten ist. Letztlich haben sie einen Unfall mit schrecklichen Folgen verursacht. So wie es jedem passieren kann, der beispielsweise beim Autofahren einen kurzen Blick auf sein Smartphone riskiert. Das ist auch verboten, kommt aber trotzdem oft vor.
Die Tragödie von Krefeld darf jetzt nicht auch noch in eine Hetzjagd auf die Verursacherinnen münden. Wenn überhaupt müssen sie sich vor einem Gericht - und nur dort - verantworten. Die im Internet gern zelebrierte Selbstgerechtigkeit mancher Kommentatoren macht die toten Affen auch nicht wieder lebendig.
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