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Kommentar: Thyssens Notverkauf an Heuschrecken

Düsseldorf (ots)

Für die Beschäftigten von Thyssenkrupp geht eine quälende Zeit zu Ende: Der angeschlagene Konzern hat sich entschieden, er verkauft seine Aufzugsparte an zwei Finanzinvestoren und die RAG-Stiftung. Ein Grund zum Jubeln ist das nicht. Für Thyssenkrupp ist das ein Verkauf in höchster Not. Weil Pensionsverpflichtungen und Verlustbringer den Konzern immer weiter in die Tiefe reißen, muss er seine Ertragsperle mit 53.000 Mitarbeitern abgeben. Thyssenkrupp, der einst so stolze Ruhrkonzern, zerbröselt. Die zweite Frage ist, ob das Trio der richtige Käufer ist. Industriell hätte der Verkauf an den finnischen Aufzughersteller Kone mehr Sinn ergeben. Doch Thyssenkrupp hat keine Zeit, sich auf langwierige Verhandlungen mit den EU-Aufsehern einzulassen. Kone hätte das Geschäft auf Dauer behalten. Dagegen liegt es in der Natur der Finanzinvestoren, eine Beteiligung alsbald wieder abzustoßen. Die Mitarbeiter müssen sich auf einen neuen Eigentümerwechsel in wenigen Jahren einstellen. Zudem dürften Advent und Cinven den Milliarden-Deal in Heuschrecken-Manier refinanzieren: Sie werden der Aufzugtochter hohe Schulden aufbürden, sie darf dann ihren eigenen Verkauf finanzieren. Für Zukunftsinvestitionen ist da kaum noch Platz, auch wenn die IG Metall gute Jobzusagen ausgehandelt hat. Der Aufsichtsrat hat sich für das Trio entschieden, weil die RAG-Stiftung für Sozialpartnerschaft steht und ein Korrektiv zu den Heuschrecken sein könnte. Doch die RAG-Stiftung muss aufpassen, dass sie nicht überzieht: Sie soll die Milliarden zur Finanzierung der Ewigkeitslasten im Steinkohle-Bergbau sicher und rentabel anlegen. Sie soll weder Monopoly spielen noch der Retter maroder Ruhrkonzerne sein. Thyssenkrupp hat sich Zeit gekauft, die existenzielle Krise ist nicht vorbei.

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