Kommentar
Ein gefährlicher Präsident = Von Gregor Mayntz
Düsseldorf (ots)
US-Präsidenten im Wahlkampfmodus stellen traditionell in den Vordergrund, was ihnen nutzt, auch wenn es ihrer Nation auf Dauer schadet. Das war schon vor Donald Trump so. Doch ein Egomane wie er riskiert, dringend nötige Soforthilfe für Notleidende zu verzögern, nur damit erstmals in der US-Geschichte sein Name auf den Schecks auftaucht.
Sein Bauchgefühl hat ihn nun erkennen lassen, dass seine Verharmlosungsstrategie gegenüber dem Coronavirus so krachend falsch war, dass dies auch den Wählern klar wird. Nach den Medien und den Gouverneuren hat er nun die WHO, die Weltgesundheitsorganisation, als Schuldigen ausgemacht und ihr den Geldhahn zugedreht. Das Manöver ist so durchsichtig wie hinterhältig und von dem Kalkül geprägt, dass der durchschnittliche Trump-Anhänger durchaus in der Lage ist zu erkennen, dass sein Idol da wohl Mist gebaut statt Leben gerettet hat. Aber wenn er von der WHO halt falsch informiert wurde, tja... Im Kern gibt es tatsächlich Kritikwürdiges im Vorgehen der WHO. Sie verzichtete darauf, die Angaben Chinas zu hinterfragen. Und sie glaubte noch Ende Februar, dass Reise-Einschränkungen nicht nötig seien. Allerdings hatte WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus Mitte Februar bei der Münchner Sicherheitskonferenz vernehmbar die Alarmglocken geläutet. Trump dagegen blieb bei seiner Nachlässigkeit noch bis Anfang März.
Gerade in Zeiten der Corona-Bedrohung der ohnehin unterfinanzierten WHO die Mittel zu kürzen, bedeutet eine Gefahr für die Weltgesundheit. Nur eine weltweite Zusammenarbeit führt dazu, dass in jedem einzelnen Land - auch und vor allem in den USA - das Leben nachhaltig normalisiert werden kann. Trump ist im Begriff, beides zu vereiteln. Der peinliche ist zu einem gefährlichen Präsidenten geworden.
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