Kommentar: Wenn ein Bild nicht genug sagt
Düsseldorf (ots)
Vor rund 100 Jahren hat ein US-Werbetexter einen eingängigen Satz formuliert: "Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte." Das gilt scheinbar mehr denn je, erst recht in sozialen Medien. Aus Düsseldorf stammt eine Video-Szene, bei der ein Polizist einen jungen Mann mit seinem Knie auf dem Boden fixiert. So ähnlich sah es aus, als der schwarze Amerikaner George Floyd vor drei Monaten starb.
Schon allein durch die visuelle Parallele steht der Rassismusvorwurf im Raum; bei dem jungen Mann handelt es sich um einen 15-jährigen Deutsch-Marokkaner. Aber Düsseldorf ist nicht Minneapolis. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, das Innenministerium als Dienstherr nimmt den Fall ernst. Nichts weist darauf hin, dass staatliche Stellen etwas vertuschen wollten. Hat der Beamte recht- und verhältnismäßig gehandelt? Das wird geklärt.
Aber es muss alles getan werden, um solche Eskalationen zu vermeiden. Viele junge Männer und Frauen mit Migrationshintergrund suchen nach Perspektiven. Nicht alle eignen sich für den Polizeidienst, aber es hilft, dort noch stärker auf Vielfalt zu achten. Vielleicht wäre es nie zu jener Szene gekommen, wenn der 15-Jährige auf Arabisch angesprochen worden wäre? Und mancher Jugendliche, der heute in die Kriminalität abdriftet, hätte eigentlich einen guten Polizisten abgeben können, wenn ihm früh klar geworden wäre, dass dieser Staat auch sein Staat ist - dass er also dazugehört.
Beides, die Klärung dieses Falls und Prävention, braucht seine Zeit. Weder das eine Bild noch die 256 Wörter dieses Artikels geben eine abschließende Antwort. Ein Anfang wäre gemacht, wenn nicht Klischees und voreilige Schlüsse den Diskurs bestimmten. Weder sind alle Polizisten gleich, noch sind es alle jungen Nordafrikaner.
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