Kommentar
Europas Sündenfall heißt Moria = Von Eva Quadbeck
Düsseldorf (ots)
Im Flüchtlingslager Moria herrscht nicht erst seit dem Ausbruch von Corona und Feuer eine humanitäre Katastrophe. Nein, auch schon in den Monaten davor war Moria das Synonym für den Sündenfall in der europäischen Flüchtlingspolitik. Auf 2800 Plätzen hausen rund 12.500 Flüchtlinge - seit Monaten. Hunger, Gewalt, Krankheiten sind an der Tagesordnung.
Der politischen Führung in ganz Europa war klar, dass diese Situation auf Dauer nicht haltbar ist. Aber niemand wollte Verantwortung für die Menschen übernehmen. Die bittere Wahrheit: Moria gehört zum Konzept der Abschreckung, damit sich nicht noch mehr Menschen auf den Weg in die EU machen.
Nun kann Europa tatsächlich nicht Millionen von Menschen aufnehmen, die aus wirtschaftlichen Gründen den afrikanischen Kontinent verlassen wollen. Europa ist aber sehr wohl stark und organisiert genug, solchen menschlichen Dramen, wie sie sich gerade auf Lesbos abspielen, vorzubeugen. Für die Härtefälle von Moria muss es nun eine humanitäre Lösung geben, die nur Aufnahme in Europa nach einem fairen Schlüssel bedeuten kann.
Langfristig muss Moria endlich der Wendepunkt in der europäischen Flüchtlingspolitik werden. Jene Staaten, die etwas geben auf die europäischen Werte von Freiheit und Wohlstand, von Verantwortung und Humanität, müssen endlich Regeln für Asyl und Zuwanderung schaffen, die praxistauglich und menschlich sind. Dabei kann Europa nicht auf Polen, Ungarn und andere warten, die sich jeder Verantwortung in dieser Frage entziehen. Diese Länder sollten dann aber bei der Vergabe von EU-Subventionen spüren, dass Solidarität keine Einbahnstraße ist. Mit dem Verschließen der Augen vor menschlicher Not wird Europa die Flüchtlingsfrage niemals lösen.
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