Kommentar
Weihnachtsmärkte fordern alle = Von Horst Thoren
Düsseldorf (ots)
Alle Jahre wieder... Das gilt 2020 nicht. Vieles fällt aus, was zum liebgewordenen Festkalender gehört. Selbst Weihnachten scheint in Gefahr, weil unter Corona-Bedingungen in den Kirchen nicht für alle Platz sein wird. Oh je, du Fröhliche! Die Suche nach alternativen Konzepten hat begonnen. Die frohe Botschaft kommt nun vom Schaustellerbund, der sich mit Hingabe der kommerziellen Seite des Festgeschehens widmet: Weihnachtsmärkte sind möglich. Daran glaubt auch Ministerpräsident Armin Laschet. So ist zu erwarten, dass die nächste Corona-Schutzverordnung sich an einem Gutachten orientiert, das Schausteller und Städtetag in Umlauf gebracht haben. Anlass für den Jubelruf "Hosianna"? Mal sehen.
Den Marktbeschickern ist zu wünschen, dass sie nach den mageren Monaten der Krise wieder auf ihre Kosten kommen. Den Weihnachtsmarktfreunden sei das Gläschen Glühwein und der Genuss von Lebkuchen gegönnt. Aber wie entwickelt sich die Epidemie weiter? Wie hoch sind die Infektionszahlen? Wie viele Erkrankte erleiden einen schweren, gar tödlichen Verlauf? Fragen, die manche Städte zögern lassen, die Genehmigung für das vorweihnachtliche Treiben zu erteilen.
Voraussetzung für heimelige Weihnachtsvorfreude auf innerstädtischen Plätzen sind klare und nachvollziehbare Regeln. Die innovativen Konzepte, wie sie die Schausteller bereits mit ihrem Kirmes-Ersatz erprobt haben, bieten dafür einen guten Ansatz. Unentbehrlich aber bleibt der Appell an Vernunft und Verantwortung der Besucher. Die um sich greifende Augen-zu-und-durch-Mentalität würde alles gefährden. Corona-Ignoranten gehören nicht auf den Weihnachtsmarkt. Wirksamer als jede Strafandrohung ist gegenseitige soziale Kontrolle. Wer "Alle Jahre wieder" anstrebt, muss den Mund aufmachen - nicht nur beim Singen unterm Tannenbaum.
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