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Pistorius "wütend" über Sophie-Scholl-Vergleich
"Dreht sich mir der Magen um"

Düsseldorf (ots)

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) hat mit Entsetzen auf Äußerungen einer Rednerin bei einer "Querdenken"-Demonstration in Hannover reagiert, die sich mit der Widerstandskämpferin Sophie Scholl verglich. "Die irrlichternden Äußerungen einzelner Teilnehmer sind zum Teil beschämend", sagte Pistorius der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Dienstag). "Wenn jemand öffentlich das eigene Handeln als Demo-Anmelderin und vermeintliche Widerständlerin mit dem mutigen Handeln von Sophie Scholl vergleicht, dreht sich mir der Magen um." Der SPD-Politiker fügte hinzu: "Zum Vergleich: Sophie Scholl verteilte 1943, zwischen SS- und Gestapo-Terror, in einer skrupellos mordenden und folternden Diktatur Flugblätter, wurde im Schnellverfahren von gleichgeschalteten Nazi-Gerichten zum Tode verurteilt und nach nur vier Stunden per Guillotine geköpft." Sophie Scholl sei eine mutige Heldin die, den Tod vor Augen, kompromisslos für Freiheit und Menschlichkeit in einer menschenverachtenden Diktatur kämpfte, sagte Pistorius. "Die Demonstranten der Querdenker-Demos kämpfen in einer der freiheitlichsten Demokratien der Welt dafür, beim Samstagseinkauf keine Maske tragen zu müssen und haben dabei schlimmstenfalls einen Twitter-Shitstorm zu fürchten. Diese Form von Geschichtsvergessenheit und die schamlose Selbstbezogenheit vieler Querdenker und ähnlicher Verbindungen machen mich wütend", sagte Pistorius. Der Landesinnenminister nahm auch alle Sympathisanten der "Querdenker"-Organisation in die Verantwortung. Denjenigen, die sich mit solchen Verfassungsfeinden nicht gemein machen wollen aber dennoch mitlaufen, könne man politische Naivität unterstellen. "Man muss ihnen aber auch - gerade mit Blick auf die Geschichte des Aufstiegs und der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland - egoistische Verantwortungslosigkeit attestieren", sagte Pistorius.

Am Samstag hatte sich eine Rednerin einer "Querdenken"-Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen in Hannover mit der Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus, Sophie Scholl, verglichen. Scholl war im Jahr 1943 vom NS-Regime zum Tode verurteilt und im Alter von 21 Jahren hingerichtet worden.

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