Vor dem nächsten Lockdown
Kommentar Von Kerstin Münstermann
Düsseldorf (ots)
Der Begriff Lockdown hat Einzug gehalten in die Alltagssprache. Im Gedächtnis wird der Begriff als Synonym für das bleiben, was unvorstellbar schien und dennoch seit einem Jahr das Leben bestimmt: Kontaktbeschränkungen, Schul-, Restaurant- und Geschäftsschließungen, Ausgangssperren, Homeoffice, Reise- und Feierverbot. Aller Voraussicht nach werden Bund und Länder am Montag erneut einen Lockdown beschließen. Jo-Jo Lockdown aber ist kein Konzept mehr gegen die Pandemie.
Warum stehen nicht vor jeder Schule FFP2-Masken-Spender, warum gibt es kein Schnelltestkonzept in Hotels und Gastronomie? Warum dürfen die Geschäfte mit "Click and Collect" nicht weitermachen? Warum darf es keine Außengastronomie geben? Warum überwiegt der Datenschutz in einer aktuellen Katastrophenlage das Corona-Management? Warum bleiben Termine in Impfzentren ungenutzt? Und: Schafft man es wirklich, die Pandemie ohne Impfpflicht so zu bekämpfen, sodass sie den Alltag nicht künftig mehr einschränkt? Wie lange sich die Politik um diese Antwort noch herumdrücken kann - abwarten. Die Liste der Fragen jedenfalls wird immer länger.
Nach dem Lockdown darf nicht immer vor dem nächsten Lockdown sein. Die Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern, bleibt richtig - aber die Inzidenzzahlen auf Teufel komm raus drücken zu wollen, ist nicht mehr der richtige Weg, wenn gesellschaftliche, soziale und wirtschaftliche Verwerfungen ausbleiben sollen. Ein Weg wäre, auch die Impfquote und die Belastung der Intensivstationen in "Notbremsen"-Berechnungen mit einzubeziehen. Das Leben - es wird noch lange nicht mehr so unbeschwert sein, wie vor dem Tag als das Wort Lockdown Eingang in die deutsche Sprache fand.
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