Rheinische Post: Benedikts Methode
Düsseldorf (ots)
Von Jens Voss
Eine historische Begegnung mit der jüdischen Gemeinde in Köln, die unter den Nazis mit 11.000 Todesopfern furchtbar gelitten hat; Gespräche mit Orthodoxen, Evangelischen und heute Muslimen: Sage niemand, Ökumene und religiöser Dialog seien kein Herzensanliegen von Papst Benedikt XVI. Es ist Zeit, das Klischee vom "Panzerkardinal" endlich zu begraben und genau hinzuhören. Wohl ist gestern im Verhältnis zu den deutschen evangelischen Kirchen der gordische Knoten nicht durchgehauen worden, aber das war auch nicht zu erwarten. Dennoch gibt es keinen Grund, die Worte dieses Papstes, der über Jahrzehnte ein auch von Gegnern geschätzter Meister der Sprache und des genau vorgetragenen Gedankens ist, nicht ernst zu nehmen. Auch er erwarte Fortschritte, sagte er. Das ist ein Wort, das klingt und schwingt und dem es Zeit zur Entfaltung zu geben gilt. Ein Pfeiler der Hoffnung auf ökumenische Fortschritte ist eben jene theologische Genauigkeit, mit der er Unterschiede der Wohnungen des Christentums zu formulieren wusste. Als Kardinal war er Wächter der eigenen Position wer sollte die Wege zu mehr Gemeinsamkeit besser kennen? Das Maß an Gemeinsamkeit ist ohnehin längst größer, als es mitunter wahrgenommen wird. Faule Kompromisse will dabei niemand, auch die Evangelischen nicht. So gilt: Geduld ist auf diesem Feld keine Übung in Resignation, sondern ein Zeichen der Hoffnung.
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