Rheinische Post: Der Fall Armstrong
Düsseldorf (ots)
Von Martin Beils
Sieben Mal stand Lance Armstrong bei Abschluss der Tour de France unter dem Triumphbogen. Auf der Ranch des US-Präsidenten sonnte sich George W. Bush am vergangenen Samstag bei einer Mountainbike-Runde in Armstrongs Ruhm. Der Radprofi aus Austin, Texas, stand auf einer Stufe mit den Größten des Weltsports. Mit Muhammad Ali, mit Pele, mit Michael Jordan. Jetzt sieht es aus, als stürze Armstrong aus der Ruhmeshalle. Der Verdacht, dass er bei der Frankreich-Rundfahrt nur mit unlauteren Mitteln siegen konnte, verdichtet sich dramatisch. Juristisch wird der Amerikaner womöglich nicht zu belangen sein. Bleibt das moralische Urteil. Der Fall Armstrong ist kein üblicher Dopingfall. Keiner, wie ihn der Sport, der Radsport im Besonderen, fast im Wochenrhythmus hervorbringt. Denn der Patron der Tour war stets viel mehr als ein herausragender Athlet. Armstrong, dem die Ärzte bei seiner Hodenkrebserkrankung nur noch eine dreiprozentige Überlebenschance einräumten, gab Abertausenden Krebspatienten mit seinem Beispiel Lebensmut. Seine Bücher motivierten. Der persönliche Kontakt mit ihm ließ Schwerkranke aufblühen. Das Vorbild Armstrong verliert viel von seiner Kraft.
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