Rheinische Post: Arme Kinder
Düsseldorf (ots)
Leitartikel von Anke Kronemeyer
Die Bemühungen der Wohlfahrtsverbände und anderer Familienhilfe-Institutionen in allen Ehren: Aber ein wirklich nützliches und viel versprechendes Instrument, um Kinderarmut auszumerzen, gibt es mit unseren rechtsstaatlichen Mitteln nicht. Niemand kann Eltern zwingen, sich um ihre Kinder zu kümmern. Sie haben das verbriefte Recht, ziemlich viel mit ihren Söhnen und Töchtern anzustellen bis sie irgendwann auffällig werden, weil die Kinder zum Beispiel verwahrlosen. Eltern dürfen ihre Kinder ohne Frühstück und Pausenbrot in die Schule lassen. Sie dürfen sagen, dass sie das Mittagessen in der Offenen Ganztagsschule nicht bezahlen können. Sie dürfen sie mit ein paar Euro in ein Fastfood-Restaurant schicken und sie ebenfalls den ganzen Nachmittag alleine vor dem Fernseher lassen. Sie dürfen ihnen verbieten, an der Klassenfahrt teilzunehmen, weil eben genau diese zwölf Euro fehlen. Eigentlich müssten Sozial- oder Jugendämter die Handhabe besitzen, Problem-Eltern an die Hand zu nehmen und ihnen aktive Lebens-Hilfe in Sachen Finanzen oder Erziehung zu geben. Nur: Die Eltern kommen nicht freiwillig zu den Ämtern und können nicht gezwungen werden, diese Hilfe anzunehmen. Ihre Würde ist eben unantastbar.
Rückfragen bitte an:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303
Original content of: Rheinische Post, transmitted by news aktuell