Rheinische Post: Die Macht bleibt am Rhein
Düsseldorf (ots)
Von Thomas Seim
Die Parteien im Wahlkampf entdecken Nordrhein-Westfalen als Hauptschlachtfeld. Das kann eigentlich nicht verwundern. Schließlich ist das bevölkerungsreichste Bundesland mit seiner Wahlentscheidung vom 22. Mai auch Auslöser der Vertrauensfrage des Bundeskanzlers und damit der Grund für die Neuwahl des Bundestags gewesen. Der Machtwechsel in NRW, obgleich auch aus landespolitischer Sicht nach 39 Jahren Vorherrschaft einer Partei durchaus begründbar, hat seine Ursachen vor allem in der Regierungsbilanz Gerhard Schröders. Eine Mehrzahl der Menschen, die dem Bundeskanzler 2002 überraschend eine Chance für eine zweite Halbzeit gab, zeigte ihm ein Jahr vor einem planvollen Ende seiner Regierungszeit die gelb-rote Karte des vorzeitigen Platzverweises. Da wundert es dann doch, dass Schröder nun ausgerechnet in diesem Land die Entscheidung zu seinen Gunsten zu wenden versucht. Was sollte sich seit dem 22. Mai verändert haben, das die Nordrhein-Westfalen zu einem anderen Stimm-Verhalten bewegen könnte? Allerdings gilt auch: Die Mehrheiten in NRW sind fragil. Niemand kann sich sicher sein. Das macht NRW mit 13 Millionen Wählern zum entscheidenden Machtfaktor der Republik. Nicht Bayern. Nicht Baden-Württemberg. Nicht die neuen Bundesländer. Die Macht war und bleibt am Rhein. Das ist nicht die schlechteste Botschaft dieses Wahlkampfs.
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