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Rheinische Post: Haarscharf

Düsseldorf (ots)

Von Stefan Reker
Es kommt auf jede Stimme an. Das betonen die Parteien zwar jedes 
Mal. Doch bei dieser Wahl stimmt es wirklich. Alle Umfragen zeigen 
ein haarscharfes Rennen zwischen ganzem Machtwechsel zu Schwarz-Gelb 
oder halbem Regierungswechsel zur großen Koalition sowie einer 
Mandatsmehrheit für Rot-Grün inklusive Linkspartei/PDS. Für Bürger, 
die über ihr politisches Schicksal mitentscheiden wollen, hat es sich
in der Geschichte der Bundesrepublik selten so gelohnt, zur Wahl zu 
gehen.
Selten standen die Wähler zudem vor einer so klaren 
Richtungsentscheidung über die Entwicklung des Wirtschafts-, Sozial- 
und Steuersystems. Wer allerdings glaubt, er könne sich vor einer 
Entscheidung irgendwie drücken, indem er auf eine große Koalition als
vermeintlichen Mittelweg setzt oder gar nicht wählen geht, der hat 
sich geschnitten.
Groß wäre bei einer großen Koalition am Ende nur die Enttäuschung, 
weil die Erwartung einer Konsens-Regierung nicht erfüllt würde. Denn 
große Koalition bedeutet immer: Politik auf kleinstem Nenner. Das 
wäre kein Bündnis aus gemeinsamen Überzeugungen, sondern aus reiner 
Not mangels anderer Mehrheiten. In den meisten wichtigen Reformfragen
vertreten CDU/CSU und SPD völlig entgegengesetzte Vorstellungen. Doch
eine Regierung, die gleichzeitig Gas gibt und bremst, würde 
Deutschland kaum auf die Überholspur bringen.
Die Fliehkräfte innerhalb der Volksparteien würden zunehmen und 
Regierungsbeschlüsse immer mehr erschweren. Und das mit einer 
lärmenden Opposition, angeführt von den Blechtrommlern Joschka 
Fischer, Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und Guido Westerwelle. Was auf
Dauer noch schwerer wiegt: Große Koalitionen können zu einer 
Radikalisierung der politischen Ränder führen, ein Nährboden für 
Neonazis und Kommunisten. Deren Etablierung würde bei künftigen 
Wahlen die Regierungsbildung wiederum erschweren  ein Teufelskreis. 
Wer in dieser Gemengelage unbedacht wählt, könnte das am nächsten Tag
mit einem politischen Brummschädel bereuen - und der bliebe dann bis 
zu vier Jahre lang.

Rückfragen bitte an:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

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