Rheinische Post: Aktionäre haben mitgetanzt VON RHEINHOLD MICHELS
Düsseldorf (ots)
Karlsruhe hat zwar gesprochen, aber die Sache "Mannesmann"-Prozess ist nicht erledigt. Die überwiegend prominenten Angeklagten des Strafverfahrens, Josef Ackermann und Klaus Esser vorneweg, sind juristisch so lange unschuldig, bis ein rechtskräftiges Urteil vorliegt. Zu wünschen ist, dass sich vorher die Prozessbeteiligten auf Verfahrenseinstellung gegen Geldbußen verständigen, die hoch sein müssten, weil es die Prämien auch waren. Verfahrenseinstellung mit Auflagen ist deshalb einer Verurteilung wegen Untreue vorzuziehen, weil sich Angeklagte wie der jetzt wackelnde Deutsche-Bank-Chef Ackermann nicht selbst beschenkt haben und die Untreue-Frage rechtlich nicht so klar ist, wie das der Revisions-Spruch des BGH suggeriert. Der Angeklagte Funk, der im Mannesmann-Aufsichtsrat saß und sich begünstigen ließ, steht noch am ehesten für selbstsüchtige Pflichtwidrigkeit. Klaus Esser, der mit Abstand den größten Prämien-Batzen erhielt, durfte anders als Funk annehmen, er habe eine außergewöhnliche Prämie verdient, weil unter seiner Führung die Mannesmann-AG zur Börsen-Goldmine wurde. Man sollte auch dies mit bedenken: Vor knapp sechs Jahren, als die Schenkungsorgie stattfand, war der Börsen-Tanz ums Goldene Kalb in vollem Gange. Die angeblich benachteiligten Mannesmann-Eigner haben wild mitgetanzt und Esser hochleben lassen.
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