Rheinische Post: Eigenwillig, arrogant
Düsseldorf (ots)
Von Thomas Seim
Was kann man Mitmenschen zumuten? Den Mut zum Risiko? Sicher. Ungewöhnliche Weltsicht? Auch das. Ausgefallene Lebensstile? Schwieriger. Eigenwilligkeit? Da wird es sehr bedenklich, vor allem wenn diese Fragen mit Blick auf den Entführungsfall Osthoff gestellt werden. Frau Osthoff war entführt worden. Als Deutsche im Irak. Als Hilfeleistende in einem von Staatsterrorismus und Krieg geschundenen Land. Sie hat unsere Hilfe deshalb verdient. Nun kritisieren ihre Angehörigen, zu denen sie angeblich keinen Kontakt hatte, dass der Bund das Geld für Osthoffs Projekte kappt. Die Muslimin nimmt ihre Entführer in Schutz. Sie deutet an, dass sie wieder in den Irak will. Politik und Politiker sind empört. Außenminister Steinmeier rät von der Rückkehr in den Irak ab. Zu Recht. Solidarität ist keine Einbahnstraße. Auf Mitgefühl ist Arroganz die falsche Antwort. Das persönliche und finanzielle Engagement des Krisenstabes verdient Respekt statt Missachtung. Was immer Frau Osthoff antreibt, sich so zu verhalten: Sie ist dabei, die Hilfe für Geiseln im Irak generell zu diskreditieren. Das ist erschreckend unsolidarisch. Ein zweites Mal wird sie die Solidarität wohl nicht erwarten können, die sie aus der Geiselhaft rettete.
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