Rheinische Post: Kinder 2006
Düsseldorf (ots)
Von Jens Voss
Es gibt diese Geschichte von Ephraim Kishon über ein Ehepaar, das ein Kind adoptieren möchte, dann Problem auf Problem durchdenkt und zu dem Ergebnis kommt, man könne eigentlich nur Ministerpräsident Ben Gurion adoptieren. Irgendwie so sind wir Deutschen mittlerweile, wenn es um Kinder geht. Jüngere Leute rechnen vor, dass vor der Elternschaft erst mal beruflich alles eingestielt sein muss. Mittelalte Leute rechnen vor, dass erst mal Karriere gemacht werden muss. Und etwas ältere als mittelalte Leute rechnen einem vor, dass sie eigentlich immer gerne Kinder gehabt hätten. Nichts gegen kluge Lebensplanung. Aber es gibt heute ein Planen, das zu nichts mehr führt, weil die Welt sich geändert hat. Man kann sein Leben nicht mehr über 25 Jahre durchkalkulieren. Vermutlich ist sogar das nur eine optische Täuschung. War denn bei unseren Eltern oder Großeltern alles klar? Wetten: Die lachen sich kaputt über diese Vermutung. In Wahrheit hat sich wohl jede Generation ihre Lebenschancen hart und auf neuen Wegen erarbeiten müssen. Und auch für unsere Eltern und Großeltern hatte wohl die Entscheidung für ein Kind (übrigens: das sind wir) bereits mit Mut und Zuversicht zu tun. Vor allem aber mit der Liebe zum Leben. Eine einfache Lektion, eigentlich. Darauf einen Champagner.
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