Rheinische Post: Der Kern
Düsseldorf (ots)
Von Gregor Mayntz
Warum nur vertraut Umweltminister Sigmar Gabriel seinen eigenen Argumenten nicht? Wenn Atomenergie sich schon bald wegen schwindender Uran-Vorräte von selbst erledigt und im Vergleich zu teuer ist, wie er beteuert, warum beharrt er dann krampfhaft auf dem pünktlichen Kernkraft-Ausstieg bis 2020? Warum lässt er nicht einfach genüsslich die Debatte über längere Laufzeiten und einen Wiedereinstieg in die Kernkraft laufen? Weil er das ist, was er seinen Gegnern vorwirft: ideologie-gesteuert. Weil SPD-Parteitage das "Atomkraft Nein danke!" der Aussteiger-Generation als vermeintlich fortschrittlich auf ihre Fahnen geschrieben haben. Stattdessen gehört dieser Konsens ins Abklingbecken und endgelagert. Denn für Deutschland ist dieser Weg nicht nur technologisch verhängnisvoll. Im zunehmenden europäischen Stromhandel bedeutet der deutsche Atomausstieg, dass wir die sichersten Werke schließen und den Strom aus weniger sicheren im Ausland beziehen. Er bedeutet auch, dass wir die Kernenergie-Forschung aus dem Land treiben obwohl der Kernfusion nach dem Vorbild der Sonne die Zukunft gehört. Dabei darf Deutschland, wenn es wieder "Spitze" werden will, nicht auf die Zuschauerbank.
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