Rheinische Post: Merkels Mission
Düsseldorf (ots)
Von Reinhold Michels
Man hat sich angewöhnt, Reisen deutscher Regierungschefs nach Israel als heikel zu bezeichnen, weil stets die geschichtlich-moralische Sonderlast das jeweilige Reisegepäck beschwert. Der Besuch der neun Jahre nach Kriegsende geborenen Kanzlerin Merkel gewinnt zusätzliche Bedeutung durch den Termin. Merkel betritt ein oft brennendes, stets glimmendes Terrain. Es könnte bald wieder Feuer fangen, nachdem erprobte Brandstifter in den Palästinensergebieten einen großen Wahlsieg erreicht haben. Das Mindeste, was die Kanzlerin im geschockten Jerusalem sagen muss und wird, ist: Wir Deutsche und Europäer stehen an Israels Seite und gegen Terroristen, die es vernichten wollen. Da Merkel eine schnell Lernende von nüchternem Sinn ist, wird sie wissen, dass über kurz oder lang auch Kontakte zu den gewählten "Hamas"-Vertretern notwendig sind, falls diese der Gewalt in Worten und Taten entsagen und zur Vernunft kommen. Auch der besonnene frühere israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, wandte sich dagegen, einen Dialog mit der "Hamas" auszuschließen. Man sollte den Scharfmachern unter Palästinensern und Israelis keinen Vorwand bieten, von neuem zu zündeln.
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