Rheinische Post: 67 - nur ein Anfang - Von THOMAS WELS
Düsseldorf (ots)
Es ist nicht schön, aber es ist ein zwingend notwendiger Anfang: Um das System der gesetzlichen Rente einigermaßen zu erhalten, müssen die Deutschen länger arbeiten. Der Jahrgang 1964 wird erst mit 67 Jahren in den Ruhestand gehen.
De facto ist das eine Rentenkürzung. Es hilft kein Klagen, auch nicht der Blick zurück auf viele Schuldigen: die, die mit der Rede von der sicheren Rente das Volk eingeschläfert haben; die, die einen Gutteil der Kosten der deutschen Einheit dem Rentensystem aufgebürdet haben. Es hilft schon deshalb nichts, weil das Hauptproblem auf das Jahr 1957 zurückfällt, in dem Kanzler Adenauer gegen den Rat von Ludwig Erhard den Generationenvertrag schloss: ohne die Generationen. Das eingeführte Umlageverfahren, wonach die, die Arbeit haben, für die im Ruhestand bezahlen, ist nicht zukunftsfest, weil immer weniger Junge mit Arbeit da sind. Auch die Rente mit 67 hilft kaum: Heute geborene Mädchen haben eine Lebenserwartung von 100 Jahren.
Ohne massive private Vorsorge ist das Altersauskommen nicht zu sichern. Die Politik hat die Aufgabe, für den nötigen finanziellen Spielraum zu sorgen. Und für Arbeitgeber und Gewerkschaften ist der Aufbau kluger, übertragbarer Lebensarbeitsmodelle eine wichtigere Aufgabe als jeder Tarifabschluss.
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