Rheinische Post: Defensiver Bush - Von THOMAS SPANG
Düsseldorf (ots)
Dem "Bericht zur Lage der Nation" von US-Präsident George W. Bush fehlte es an idealistischer Rhetorik und an unverhohlenen Drohungen. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Innenpolitisch verübeln die Amerikaner Bush die unzureichende Reaktion auf Hurrikan Katrina, der größten Naturkatastrophe in der Geschichte der USA. Mangels tatkräftiger Hilfe sieht es an der Golfküste heute noch immer wie in einem Kriegsgebiet aus. Weithin unterschätzt wird auch das Maß der Unzufriedenheit der Bürger mit ihrer wirtschaftlichen Lage. Normalverdiener ächzen unter den steigenden Energie-, Gesundheits- und Ausbildungskosten. Die Affären um den Lobbyisten Jack Abramoff, die Enttarnung einer verdeckten CIA-Agentin sowie die kürzlich enthüllte Genehmigung eines Inland-Spionage-Programms des Präsidenten tragen ihr Übriges zu dem großen Ansehensverlust bei.
Schließlich zweifeln die Amerikaner an der Weisheit des außenpolitischen Kurses eines Präsidenten, der seine historische Mission darin sieht, Freiheit in der Welt zu verbreiten. Die Öffentlichkeit drängt auf einen Rückzug aus dem Irak. All das zusammengenommen erfüllt das Volk der notorischen Optimisten nun mit Missmut über ihre Zukunft.
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