Rheinische Post: Vogelgrippe: Sicher geht vor
Düsseldorf (ots)
Von Thomas Wels
Es ist für Außenstehende in diesen Tagen der Vogelgrippe nicht leicht, zwischen Hysterie und Leichtfertigkeit zu unterscheiden. Es ist auch nicht leicht, Bilder von Massentötungen zu ertragen, ob die nun Nutzgeflügel oder Schwäne betreffen. Schwer erträglich ist aber auch der Eindruck, dass zunehmend wirtschaftliche Interessen den Umgang mit der Vogelgrippe bestimmen. Impfen oder töten? Die Mehrzahl der Experten hält es nicht für verantwortbar, große Bestände an Nutzgeflügel durchzuimpfen. Zum Ersten, weil damit ein infiziertes Huhn nicht mehr von einem geimpften zu unterscheiden ist. Zum Zweiten, weil ein solches Huhn nicht tot umfällt und es deshalb unbemerkt andere anstecken kann. Und wer weiß schon, welche Tiere besagtes Huhn so alles ansteckt? Geflügel ist ein Wirtschaftsfaktor. Es kommt nicht von ungefähr, dass Frankreich 900.000 Gänse und Enten impfen will. Der Ausbruch der Vogelgrippe in einem Nutztierbestand bedeutet für das betroffene Land: Ausfuhrstopp. Die Massentötung von Nutzgeflügel in Deutschland sind das 110 Millionen Hühner, Gänse, Enten und Puten - vernichtet ältere, resistentere und mithin rentablere Züchtungen. Kurzum: Es entsteht ein riesiger ökonomischer Schaden. Die Bürger in Deutschland und Europa dürfen erwarten, dass die Politik das Notwendige tut, nicht das Opportune. Hilfsfonds zum Schadenausgleichen müssen her.
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