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Rheinische Post: Kopfnoten - Werteerziehung - Von JENS VOSS

Düsseldorf (ots)

Sind Kopfnoten nun ein Rückfall in die
finsteren 60er Jahre, Werkzeuge der Willkür, Mittel zur 
Disziplinierung missliebiger Schüler? Folgte man im Landtag der 
Anhörung zu diesem Thema, so türmte da mancher Experte Probleme und 
Gefahren so hoch auf, als müsse man erst einmal alle Schulen 
schließen und alle Lehrer auf Jahre in Fortbildungen schicken. Dabei 
herrschte eigentlich Einigkeit darüber, dass es gut wäre, wenn die 
Schule ihren Schülern etwas über ihr Arbeits- und Sozialverhalten 
mitteilte. Kein Wunder: Wer all die Klagen über Werteverfall, all die
Rufe nach Erziehung im Ohr hat, kann nicht gegen Kopfnoten sein. Wenn
Lehrer erziehen sollen, müssen sie Schülern offiziell sagen dürfen, 
ob sie sich an die Regeln für gelingendes Lernen halten. Schweigen 
ist die wahre pädagogische Sünde.
Die Forderung, dass die Kriterien für Kopfnoten nachvollziehbar 
sein müssen, ist ja richtig. Nur darf sie nicht zur Lähmung führen - 
Motto: Bevor wir irgendetwas einen Millimeter bewegen, müssen wir 
erst mal ganz, ganz lange forschen und fortbilden. Befremdlich ist 
auch, dass mancher Experte eine Sprache pflegt, die direkt aus dem 
Wörterbuch des Unmenschen zu stammen scheint. Unser Schulsystem, 
sagte da eine GEW-Sprecherin, fördere die "Entsorgungsmentalität bei 
Lehrern". Arme Lehrer - wer solche Berater hat, braucht keine Feinde 
mehr.

Rückfragen bitte an:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303

Original content of: Rheinische Post, transmitted by news aktuell

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