Rheinische Post: Glücksfall Queen - Von FRANK HERRMANN
Düsseldorf (ots)
Weil die Queen nur für nette Nachrichten sorgt, kommt sie in der Klatschpresse kaum vor. Die Eheskandale ihrer Kinder sind abgehakt, über das tragische Ende von Prinzessin Diana wächst langsam Gras, es brennt nicht auf Schloss Windsor. Wohin man schaut, ist kein "annus horribilis" in Sicht, kein verflixtes Jahr voller Pechsträhnen, die auch einer Königin ganz schön zusetzen können.
Wirklich bewerkstelligen kann Elizabeth II. ja nichts. Auf dem Papier ist sie Staatschefin, Befehlshaberin der Armee, Oberhaupt der anglikanischen Kirche. Sie darf keine einzige Thronrede halten, die ihr der Premierminister nicht Wort für Wort diktiert hat. Nirgendwo sonst auf der Welt fliegen die Fetzen so heftig wie im Londoner Unterhaus mit seiner berühmten Streitkultur. Doch während das Parlament fürs Trennende zuständig ist, gibt es zugleich ein einigendes Band, und das ist die Königin. Diese Rolle spielt sie unparteiischer als jeder Referee. Die Achtzigjährige saß schon auf dem Thron, da war Tony Blair noch gar nicht geboren. Sie ist eine Konstante in einer sich rasant verändernden Welt, halb strenge Nanny, halb gütige Oma, in ihrem Diensteifer ein Glücksfall. Dass es die Monarchie in fünfzig Jahren noch gibt, das glaubt nur ein Drittel der Briten.
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