Rheinische Post: Die Illusions-Truppe
Düsseldorf (ots)
Von Gregor Mayntz
Y ist das Erkennungszeichen der Bundeswehr. Man sollte es durch ein I ersetzen. I wie Illusion. Das war schon so im Kalten Krieg. Statt vorgeblicher "Landesverteidigung" sollte die Bundeswehr eine Angriffswelle des Warschauer Paktes so weit dämpfen, dass es der Nato gelänge, sie ungefähr am Rhein zum Stehen zu bringen. Verteidigung? Illusion. Wenn der Verteidigungsminister heute Terroristen mit dem Abschuss entführter Jets droht, so weiß er selbst, dass das Szenario unwahrscheinlich ist. Die Abfangjäger brauchen mindestens zwölf Minuten bis zum Einsatzort, eine vom Linienflug abgebrachte entführte Maschine zwischen zwei und vier Minuten bis zum nächsten WM-Stadion. Schutz? Illusion. Dann die Einsätze in Afghanistan und im Kongo. Politisch sind sie grundsätzlich richtig. Doch so lange die Politik glaubt, ein paar Tausend Soldaten Richtung Kabul und ein paar Hundert Richtung Kinshasa könnten allein Kriege und Krisen beenden, schafft sie nicht Frieden, sondern pure Illusion. Landesverteidigung und Terror-Abschuss können mit dem Prinzip Abschreckung gut begründet werden. So lange dies weder am Hindukusch und noch viel weniger am Kongo gelingt, droht die Illusion zur tödlichen Falle für deutsche Soldaten zu werden.
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