Rheinische Post: Mercks Rache - Von ANNETT URBACZKA
Düsseldorf (ots)
Der Übernahmekampf zwischen Bayer und Merck um Schering scheint in der Rückschau wie ein Lehrstück in einem psychologischen Grundlagenseminar, Kapitel "Enttäuschte Liebe": Da wirbt Merck um Schering und handelt sich eine öffentliche und damit um so schmerzhaftere Abfuhr ein; kurze Zeit später muss der abgewiesene Werber mit ansehen, wie das Objekt der Begierde eine enge Liaison mit dem Konkurrenten Bayer eingeht - nun sinnt der Verschmähte auf Rache.
In der Wirtschaft tut Rache dann weh, wenn es um richtig viel Geld geht. Mehr als 400 Millionen Euro kostet Bayer der Rachefeldzug, den Merck-Vorstand Michael Römer nach der Abfuhr angezettelt hat; statt wie geplant 86 Euro zahlen die Leverkusener nun 89 Euro pro Schering-Aktie. Römer hat sich geriert wie eine der sprichwörtlichen "Heuschrecken" - mit einem ähnlich destruktiven Ergebnis: Merck macht Cash, der in die Höhe getriebene Preis schmälert die nicht gerade üppige Finanzausstattung von Bayer, und Jobs geraten in Gefahr, weil das größere Investment schwieriger zu refinanzieren ist.
Da noch sei eine Frage erlaubt: Sollte nicht auch ein Konzernlenker wie Bayer-Chef Werner Wenning psychologische Grundlagenkenntnisse haben?
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