Rheinische Post: ABC für Erwachsene - Von EVA QUADBECK
Düsseldorf (ots)
Wer nicht lesen und schreiben kann, geht wie mit einer Behinderung durchs Leben. Der Unterschied: Der Analphabet traut sich meistens nicht, mit seinem Handicap offen umzugehen. Er schämt sich, nach Hilfe zu fragen. Mehr als fünf Prozent der Erwachsenen in Deutschland können nicht richtig lesen und schreiben. Der Alltag ist schwierig: Beipackzettel in Arzneien, Warnhinweise auf Putzmitteln, Fahrpläne der Bahn und die eigenen Kontoauszüge sind für diese Menschen wie ein Buch mit sieben Siegeln. Auch volkswirtschaftlich ist die Zahl von vier Millionen Analphabeten eine Katastrophe. Für sie gibt es kaum Jobs.
Vor diesem Hintergrund ist es zu begrüßen, wenn das Übel an der Wurzel gepackt wird: 30 Millionen Euro in fünf Jahren für den Kampf gegen Analphabetismus sind eine gute Investition. Mit diesem Geld die Zahl der Betroffenen zu halbieren, ist ein ehrgeiziges Ziel. Das Bundesbildungsministerium muss sorgfältig abwägen, wie es das Geld ausgibt. Schließlich machen Länder und Kommunen die praktische Arbeit. Mindestens genauso wichtig wie verbesserte ABC-Kurse für Erwachsene ist die Werbung für die Angebote, damit die Betroffenen auch den Weg finden.
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