Rheinische Post: Flächenbrand im Fußball-Land
Düsseldorf (ots)
Von Martin Beils
Die Rüpel werfen zwar noch keine Mopeds vom Oberrang - wie einst im Mailänder Meazza-Stadion. Doch die Gewalt und ihr ebenso hässlicher Bruder, der Rassismus, fegen durch den deutschen Fußball wie durch den aller anderer europäischer Staaten. Stuttgart-Degerloch, Augsburg-Rosenau, Berlin-Pankow die Schauplätze verteilen sich über das Land. Die Häufung der Ausschreitungen hat das durch die prächtige WM verdeckte Problem wieder ins Bewusstsein gebracht. Von der Bundesliga lassen die Krawallmacher die Finger, weil sie dort bekannt sind und beobachtet werden. Das Problem liegt tiefer. In den unteren Klassen auch am Niederrhein und im Bergischen Land. Die Bestandsaufnahme führt mitten hinein in die gesellschaftliche Wertediskussion. Die Hilferufe der geschundenen und verängstigten Schiedsrichter und Betreuer zeigen: Die Fläche brennt. DFB-Präsident Theo Zwanziger, der die politische Dimension des Sports betont, ist sich seiner Verantwortung bewusst. Die Lösung des Falls um den korrupten Schiedsrichter Hoyzer dürfte eine Kleinigkeit gewesen sein im Vergleich zum unübersichtlichen Kampf mit den aus allen gesellschaftlichen Schichten kommenden Gewalttätern. Es ehrt Zwanziger, dass er nicht zuerst nach dem Staat ruft. Warum auch? Die Antworten der Politik wirken hilflos.
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