Rheinische Post: Irak zerfleischt sich
Düsseldorf (ots)
Von Godehard Uhlemann
Der zum Jahresende aus seinem Amt scheidende Uno-Generalsekretär Kofi Annan zieht eine ernüchternde Bilanz: Im Irak tobt ein Bürgerkrieg. Annan widerspricht damit US-Präsident George W. Bush, der diesen Begriff ablehnt. Wer die Totenzahlen der letzten Wochen bewertet, muss Kofi Annan Recht geben. Opfer und Täter sind Iraker. Das Erschütternde ist, dass nach dem menschenverachtenden Regime von Saddam Hussein der Irak bisher nicht zu Ruhe und Frieden gefunden hat. Doch auch Bush hat nicht ganz unrecht. Im Irak gibt es Zonen weitgehender Ruhe, der kurdische Norden wie auch der schiitische Süden sind von den Gewaltexzessen verschont, wie sie das sunnitische Kernland um Bagdad erlebt. Hier ist auch die Hochburg des Widerstands gegen die fremden Armeen, die als Besatzer bekämpft werden. Die Sunniten, unter Saddam Hussein der alles beherrschende Faktor im Irak, sind die Verlierer der neuen Zeit. Das ist auch der Grund, warum sie mit Terror gegen die Mehrheitsbevölkerung der Schiiten vorgehen. Die Gefahr ist, dass der Irak zerfällt: im Norden die weitgehend autonomen Kurden, im Süden die Schiiten mit dem Iran als Brudervolk, im Zentrum Sunniten, abgeschnitten von den reichen Ölvorkommen.
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