Rheinische Post: Die EU gibt der Türkei nicht nach - Von GODEHARD UHLEMANN
Düsseldorf (ots)
Die Rechnung der Türkei ist nicht aufgegangen. Sie hat es nicht geschafft, durch ihr plumpes Lavieren in der Zypern-Frage die Glaubwürdigkeit der EU zu erschüttern, als sie in letzter Minute halbherzig einen vermeintlichen Lösungsvorschlag präsentierte. Die EU steht zu ihrer Aussage, dass ein künftiges Unions-Mitglied auch alle anderen politisch anerkennen muss. Das ist erfreulich. Die Zypern-Frage kann man nicht einseitig von Beitritts-Gesprächen abkoppeln, nur weil es der Weg des geringsten Widerstandes ist.
Die Türkei hat keinen Grund, sich nun schmollend zurückzuziehen. Sie muss ihre Hausaufgaben machen. Das Aussetzen von acht Verhandlungskapiteln unterstreicht den EU-Willen zum Kompromiss. Es hätte für Ankara viel schlimmer kommen können. Ministerpräsident Erdogan muss seine Landsleute endlich darüber aufklären, was ein EU-Beitritt bedeutet. Er muss den Menschen klar machen, dass sie eine Menge an Positionen, Meinungen und Vorurteilen aufgeben müssen, um sich in die EU einzugliedern. Erdogan muss ihnen den Gewinn einer Mitgliedschaft erklären, und der ist eben nicht nur finanziell zu messen. Dies mussten andere auch durchmachen. Sollte die Türkei aber ihre Reformen nun aus Trotz stoppen, dann unterstreicht dies nur, dass alles bisher ein Strohfeuer war.
Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303
Original content of: Rheinische Post, transmitted by news aktuell