Rheinische Post: Kreuther Posse
Düsseldorf (ots)
Von Margarete van Ackeren
Treue-Schwüre hier, Solidaritätsbekundungen dort, Lobhudeln drüben, Beifallsstürme hüben: Wo Anerkennung derart heftig beschworen werden muss, da ist sie längst dahin. Die versammelte CSU-Prominenz schritt zwar in Kreuth und um Kreuth herum zur konzertierten Aktion "Wir retten Stoibers Strahle-Image". Doch da ist nicht mehr allzu viel zu retten. Der Ruf als äußerst erfolgreicher Regisseur Bayerns ist überlagert von der Trauer-Darbietung eines Zauderers. Das höchste Amt der EU wollte er nicht, das höchste der Bundesrepublik verschmähte er ebenfalls, und einen Superministerposten in Berlin konstruierte er zwar mit Getöse, doch auch den verwarf er schließlich. Der Anfang vom Ende der Karriere Stoibers liegt nicht wenige Wochen, sondern über ein Jahr zurück. Kraftgesten wirken da zunehmend wie Parodien von Kraftgesten. So stützen die CSU-Promis denn auch in Wahrheit nicht Stoiber, sondern nur das Fundament, auf dem sie stehen: eine stabile CSU. Die Aspiranten um die Nachfolge Stoibers, die 2005 schon zum Kampf rüsteten, haben derweil aus dem Fehlstart gelernt: Die Klugen schweigen. Es schweigen viele. Und die aufmüpfige Landrätin aus dem Frankenland? Ist sie nun wichtig oder nicht? Sie ist etwa so wichtig wie das Kind in des "Kaisers neue Kleider", das schnöde festhält: "Er ist ja nackt."
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