Rheinische Post: Pflege-Last
Düsseldorf (ots)
Von Martin Bewerunge
Plötzlich Pflegefall - das ist eine Schreckensvorstellung, die man - Hand aufs Herz - am liebsten verdrängt. Kaum jemand macht sich klar, welcher Aufwand nötig ist, einen hilflosen Menschen so zu versorgen, dass er nicht nur vegetiert. Und auch die Kosten dafür werden oft erst dann registriert, wenn der Fall eingetreten ist. Weit über 3000 Euro verschlingt mittlerweile im dichtbesiedelten NRW ein Heimplatz in der höchsten Pflegestufe III - 1432 Euro davon zahlt die Pflegeversicherung. Welcher Rentner aber kann die gewaltige Differenz bezahlen? Das dürfte selbst dort, wo ein Heimplatz mit ein paar hundert Euro weniger zu Buche schlägt, nur wenigen gelingen. Blauäugigkeit prägte schon vor zwölf Jahren die politische Entscheidung für die umlagefinanzierte Pflegeversicherung. Sie hat Arbeit verteuert und das System schnell an die Grenze seiner Zahlungsfähigkeit geführt. Dabei stehen wir erst am Anfang der demografischen Krise. Jetzt holt die Realität die rasant alternde Gesellschaft ein. Der Druck, auf eine private, kapitalgedeckte Versicherung umzusteigen, wächst. Doch Pflege ist mehr als die Finanzierung eines anonymen Versorgungssystems: Es drängen die Fragen, wie wir künftig Nachbarschaft, Gemeinschaft, Miteinander definieren.
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