Rheinische Post: Recht vor Gnade?
Düsseldorf (ots)
Von Martin Bewerunge
Dass einem wie Christian Klar Gnade widerfahren könnte, dieser Gedanke erscheint vielen im Lande unerträglich. Schließlich hat Klar als RAF-Terrorist nicht nur das Gesetz in schwerster Form gebrochen: Es war der Rechtsstaat, den er gnadenlos bekämpfte, den er zerstören wollte, jenen Staat, von dem ausgerechnet er sich jetzt Gnade vor Recht erhofft. Dass nun auch noch der Bundespräsident Zeit darauf verwendet, den wegen kaltblütiger Morde zu lebenslanger Haft Verurteilten zu treffen, treibt die Politik um - und die CSU auf die Palme. Nun ist es aber so, dass nicht die CSU, sondern allein Horst Köhler Christian Klar begnadigen könnte. Es ist deshalb legitim, wenn sich das Staatsoberhaupt auch persönlich ein Bild über den Täter verschafft. Es kann gar nicht umfassend genug sein nach all den - ebenso legitimen - Diskussion der vergangenen Wochen mit ihren vielen Warnungen vor einer vorzeitigen Haftentlassung Klars. Köhler wird seine Entscheidung in dieser Woche treffen. Man darf dem Inhaber des höchsten Amtes im Staate, aber auch der Persönlichkeit Köhlers getrost Unabhängigkeit unterstellen. Einer wie Köhler lässt sich nicht unter Druck setzen. Einem wie ihm ist zuzutrauen, dass er Recht vor Gnade gehen lässt.
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