Rheinische Post: Beck braucht einen Neu-Start Leitartikel von THOMAS SEIM
Düsseldorf (ots)
Ein Partei-Vorsitz im Bund ist eines der schwierigsten Ämter der Republik. Wer es anstrebt, muss wissen: Man muss sich von der Attitüde eines Landesvorsitzenden trennen, um respektiert zu werden. Man braucht Autorität, um sich durchzusetzen. Man muss professionelle Arbeitsstrukturen etablieren, um die Partei im Zaum zu halten. Man braucht Wahlerfolge, um die Mitglieder zu begeistern. Die Bilanz von SPD-Chef Kurt Beck dazu ist eher negativ. Deshalb zerbrechen sich viele in der SPD den Kopf, ob und wie sie den Parteichef loswerden wollen. Das bisherige Ergebnis: Es gibt keine Alternative. Alle in Frage kommenden Figuren der SPD haben nicht den Rückhalt, der sie an die Spitze ihrer Partei tragen könnte. Außenminister Steinmeier ist wenig verankert; Finanzminister Steinbrück gilt als konservativer Flügelmann; Umweltminister Gabriel ist als politischer Ex-Leichtfuß noch auf Bewährung. Diese Konstellation gibt Kurt Beck einen Rest an Stärke. Damit müsste er einen Neu-Start hinlegen: Einen Wahlsieg der SPD in Bremen am Wochenende, eine Restrukturierung der Parteispitze mit drei neuen Stellvertretern, professionelle Mitarbeiter im Willy-Brandt-Haus. Und er müsste vom Provinz-Politiker zum Staatsmann reifen. Ein dickes Programm. Es ist nicht sicher, dass Beck das bewältigen kann. Im Herbst ist Wahl-Parteitag der SPD. Die Uhr tickt.
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