Gewerkschaftlicher Machtkampf auf Kosten der Kunden
Berlin (ots)
Bahnchef Hartmut Mehdorn hat die Gewerkschaften eindringlich aufgefordert, "nicht länger bei den Warnstreiks zu überziehen". Es sei absolut unverständlich und unverhältnismäßig, während des Berufsverkehrs hochbelastete Verkehrssysteme in Ballungsräumen lahm zu legen. Der Tarifstreit werde bereits in einer sehr frühen Verhandlungsphase in einem Ausmaß auf dem Rücken der Kunden ausgetragen, das nicht vertretbar sei. Die Bevölkerung habe dafür zunehmend kein Verständnis mehr. Dies umso mehr, als in Wahrheit nicht der Tarifstreit der Grund für dieses Ausmaß der Behinderung sei, sondern ein gewerkschaftlicher Machtkampf um Mitglieder. Ausgangspunkt für diese unverständliche Eskalation nach nur zwei Verhandlungsrunden sei nämlich der gescheiterte wettbewerbsfähige Tarifvertrag für DB Regio. Auf den hatte sich die Bahn mit den Gewerkschaften Tansnet und GDBA im November letzten Jahres nämlich schon verständigt. Die GDL, die dritte Bahngewerkschaft, habe daraufhin gegen die beiden anderen Gewerkschaften mobil gemacht und deren Mitglieder zum Übertritt in die GDL aufgefordert. Transnet und GDBA versuchten jetzt ganz offensichtlich durch unangemessene Warnstreiks bei ihren Mitgliedern wieder Boden gut zu machen.
Die Behauptung, die Bahnerinnen und Bahner hätten gegenüber anderen einen Nachholbedarf bei Tariferhöhungen, wies Personalvorstand Dr. Norbert Bensel zurück. Im Vergleich zum öffentlichen Dienst hätten die Beschäftigten bei der Bahn seit Beginn der Bahnreform eindeutig mehr an Tariferhöhungen erhalten. Die Gewerkschaften gefährdeten mit ihren massiven Aktionen auf Kosten der Kunden in einer wirtschaftlich äußerst schwierigen Zeit noch mehr Geschäft als es die konjunkturelle Lage ohnehin schon tue. Bei Tarifverhandlungen in einer Zeit mit Rekordarbeitslosigkeit müsste aber Beschäftigungssicherung den Vorrang haben, statt durch überhöhte Lohnabschlüsse den Druck auf die Arbeitsplätze bei der Bahn zu erhöhen. Schließlich gebe es kein anderes Unternehmen, das mit einem Beschäftigungsbündnis betriebsbedingte Kündigungen ausschließe. Bensel: "Das können wir nur, wenn diese soziale Sicherheit auch ihren Preis bei Tarifverhandlungen hat."
Die Bahn müsse die Bahnreform zu Ende führen. Das dürfe jetzt, wo man kurz vor dem Durchbruch stehe, nicht durch überzogene Tariferhöhungen zunichte gemacht werden. Die Bahnreform sei auch Dank großer Bereitschaft der Beschäftigten zu Veränderungen bisher ein beispielloser Erfolg. Den jetzt zu gefährden, mache keinen Sinn, weil das bei der Bahn, dem größten Investor, Arbeitgeber und Ausbilder, zu höherem Druck auf die Beschäftigung führe.
Bensel: "Daran können weder Gewerkschaften noch Beschäftigte in Zeiten von Rekordarbeitslosigkeit und schlechter Konjunktur Interesse haben." Die Bahn müsse wettbewerbsfähig werden. Zurzeit sei es aber leider immer noch so, dass die Wertschöpfung pro Mitarbeiter niedriger sei als der Personalaufwand pro Mitarbeiter. Ändere sich das nicht, werde die Bahn nach Ausschreibungen einen Verkehr nach dem anderen und damit jede Menge Arbeitsplätze verlieren.
Mehdorn stellte erneut klar, dass die Bahn ihre Beschäftigten nach Erreichen der schwarzen Zahlen am Unternehmenserfolg beteiligen werde. Das Gerede vom Erreichen der Börsenfähigkeit auf Kosten der Beschäftigten sei absoluter Unsinn und werde auch durch ständiges Wiederholen nicht richtiger. Mehdorn: "Ob mit oder ohne Börse, die Bahn muss von den zur Verbesserung der Produkte gezielt eingegangenen Verlusten und Schulden wieder runter. Sonst gefährden wir die Investitions- und Finanzierungsfähigkeit des Konzerns."
Die Bahn bereitet sich so gut es irgend geht auf die für Donnerstag angekündigten Warnstreiks vor, um Behinderungen so weit wie möglich zu vermeiden. Die Bahn bedauert es, dass mit Warnstreiks Gewerkschaftspolitik auf dem Rücken der Kunden gemacht wird.
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