Bahn trotz schwieriger Umfeldbedingungen auch im Geschäftsjahr 2002 weiter auf Kurs
Berlin (ots)
Konzernumsatz 2002 gesteigert - Ergebnis besser als geplant - Schienengüterverkehr in 2003 im Plus, Personenverkehr stabil - Umsatz aktuell etwa ein Prozent über Vorjahr
Die Deutsche Bahn AG hat heute im Aufsichtsrat die vorläufigen Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung im Geschäftsjahr 2002 vorgestellt. Trotz anhaltend schwacher Konjunktur im zweiten Halbjahr konnte der Konzernumsatz - ohne Einbeziehung der Stinnes AG - gegenüber dem Vorjahr um 0,2 Prozent auf 15,8 Milliarden Euro gesteigert werden.
Die Verkehrsleistung im Personenverkehr und im Güterverkehr lag hingegen unterhalb des Vorjahresniveaus. Nachdem die Bahn im Personenverkehr zur Jahresmitte 2001 ihre marktorientierten Angebotsanpassungen sowie zum Jahresanfang 2002 im Güterverkehr die Strukturanpassungen im Einzelwagenverkehr umgesetzt hatte, wurden diese Maßnahmen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit im Berichtsjahr 2002 erstmals ganzjährig wirksam. Darüber hinaus waren die Verkehrsleistungen erheblich durch die Konjunkturschwäche sowie die Folgen des Jahrhunderthochwassers in Ostdeutschland beeinträchtigt.
Insgesamt führte dies zu einem Verkehrsleistungsrückgang im Personenverkehr um 6,2 Prozent auf 69.848 Millionen Personenkilometer und im Güterverkehr um 2,9 Prozent auf 77.981 Millionen Tonnenkilometer. Bereinigt um die Angebotsanpassungen liegt die Bahn dabei in einem verkehrsträgerübergreifenden Trend: Infolge der schlechten Umfeldbedingungen waren im Geschäftsjahr 2002 sowohl der Gesamtmarkt im Personenverkehr wie auch der dominierende motorisierte Individualverkehr rückläufig. Im Güterverkehr blieben alle Verkehrsträger unter den Wachstumsraten des Vorjahrs. Sowohl im Personen- wie Güterverkehr nahm die Wettbewerbsintensität dabei weiter zu.
Trotz des schwierigen Marktumfeldes ist die Bahn im vergangenen Jahr bezüglich der Investitions- und Modernisierungsmaßnahmen sowie der Ergebnisentwicklung auf dem geplanten Kurs geblieben. Im Ergebnis konnten die Belastungen durch frühzeitig intensivierte Maßnahmen zur Kostensenkung sogar überkompensiert werden, so dass das Ergebnis 2002 besser ausfällt als geplant.
Der Vorstand hatte bereits im Vorjahr auf die Konsequenzen der Forcierung des Investitions- und Modernisierungsprogramms für das Ergebnis in den Geschäftsjahren 2001 bis 2003 hingewiesen und für das abgelaufene Geschäftsjahr 2002 ein negatives Betriebliches Ergebnis nach Zinsen von rund 550 Millionen Euro prognostiziert. Durch eine Vielzahl von Maßnahmenpaketen, insbesondere den erneuten Erfolg des Sanierungsprogramms "Fokus", konnte auf Basis der vorläufigen Zahlen mit einem Minusbetrag von 493 Millionen Euro eine deutliche Verbesserung gegenüber den Planzahlen erreicht werden.
Zugleich wurden bei der Modernisierung der Bahn wesentliche Fortschritte erzielt: Im Geschäftsjahr 2002 konnten die Investitionen - insbesondere durch Steigerungen im Unternehmensbereich Fahrweg - um rund 2,8 auf rund 9,9 Milliarden Euro gesteigert werden. Damit war die Bahn im Jahr 2002 erneut der größte Investor in Deutschland. Zugleich haben die Investitionen im Rahmen der "Offensive Bahn" zu weiteren Qualitätsverbesserungen geführt. Mit der Inbetriebnahme der Neubaustrecke Köln-Rhein/Main konnte zudem das größte Einzelprojekt seit Beginn der Bahnreform erfolgreich abgeschlossen werden.
Mit der Übernahme von Stinnes und dem Erwerb der bahnspezifischen Telekommunikation von Arcor wurden im Geschäftsjahr 2002 zwei wesentlichen Meilensteine in der strategischen Ausrichtung des DB-Konzerns erreicht. Die Finanzierung dieser beiden Akquisitionen erfolgte überwiegend im Rahmen der geplanten Kreditaufnahme. Gegenüber Ende 2001 ist die Verschuldung von 7,0 auf rund 10,2 Milliarden Euro am Jahresende 2002 angewachsen.
Ohne Berücksichtigung der Akquisitionen Stinnes und Telematik beläuft sich die Mitarbeiteranzahl zum 31. Dezember 2002 auf rund 206.400 (Vorjahr: 214.400). Durch die Übernahme von Stinnes und Telematik wächst die Mitarbeiteranzahl im Konzern auf über 250.000 Mitarbeiter an.
Nachdem die Bahn im Herbst 2002 bereits über 99,71 Prozent der Aktien der Stinnes AG verfügte, läuft zurzeit das Squeeze-out-Verfahren nach Paragraf 327a ff. Aktiengesetz. Als neue Führungsgesellschaft der Bahn für alle Gütertransport- und Logistikaktivitäten wird Stinnes im laufenden Geschäftsjahr in den Bahnkonzern integriert und kann als führendes europäisches Unternehmen im Schienengüterverkehr mit einer Spitzenposition in den europäischen Landverkehren und starker Stellung in der internationalen See- und Luftfracht durch Zusammenführung der verschiedenen Kernkompetenzen die Marktposition weiter ausbauen.
Die Stinnes-Umsätze werden in den Konzernabschluss des Geschäftsjahres 2002 erstmals mit dem 4. Quartal einbezogen. Die endgültigen Jahresergebnisse einschließlich Stinnes werden im Rahmen der Bilanzpressekonferenz am 21. Mai 2002 veröffentlicht.
In den ersten beiden Monaten des neuen Jahres liegt der Umsatz des DB-Konzerns bereinigt - insbesondere um die erst in 2003 hinzugekommenen Güterverkehrsaktivitäten (Stinnes, Cargo-Akquisition Hangartner) - etwa ein Prozent über dem Vorjahr. Die Erwartungen wurden vor allem aufgrund des deutlich schlechteren konjunkturellen Umfelds nicht erreicht. Finanzvorstand Diethelm Sack: " Aufgrund der deutlich schlechteren Umfeldbedingungen sind die geplanten Umsatzzuwächse mit Risiken behaftet. Wir werden - wie bereits in 2002 - frühzeitig Gegensteuerungsmaßnahmen definieren, um eventuelle Auswirkungen auf die Ergebnisentwicklung zu kompensieren."
Während der Schienengüterverkehr trotz schlechter Konjunktur in den ersten beiden Monaten eine Umsatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr erzielen konnte, liegt der Umsatz im Personenverkehr insgesamt etwa auf Vorjahresniveau, blieb damit aber um etwa sieben Prozent hinter den Erwartungen zurück. Vor allem der Fernverkehr leidet unter der schlechten Konjunktur. Negativ wirken aber auch die Rückgänge in der Pünktlichkeit, die auf extrem schlechte Witterung, umfangreiche Bautätigkeit im Netz und in erheblichem Maße auch auf Fahrzeugmängel zurückzuführen sind. Das betrifft insbesondere die auf der Neubaustrecke Köln-Rhein/Main eingesetzten Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ ICE 3. Das Herstellerkonsortium und die Bahn arbeiten gemeinsam mit Hochdruck an der Beseitigung der Probleme.
Mit dem vor knapp drei Monaten eingeführten neuen Preissystem haben die Planabweichungen nach derzeitigen Erkenntnissen nichts zu tun, auch wenn die Vorteile im Bewusstsein der Kunden vielleicht noch nicht im gewünschten Maße verankert sind. Die Tendenz hier ist positiv: Der Trend der BahnCard-Verkäufe ist steigend und liegt auch über Vorjahr. Die Frühbucher-Rabatte werden von den Kunden zunehmend genutzt. Dadurch zeigen sich auch erste Erfolge bei der angestrebten Auslastungssteuerung in verkehrsstarken Tageslagen. Der Vorstand betont in diesem Zusammenhang noch einmal, dass eine Gesamtbewertung des Preissystems und die Prüfung eventueller Nachsteuerungserfordernisse erst vorgenommen wird, wenn eine stabile Datenbasis vorhanden ist und die Einflüsse des Preissystems auf das Kundenverhalten verlässlich analysiert werden können.
Behauptungen, dass die Umsatzsituation in den ersten zwei Monaten außergewöhnlich sei, bezeichnete der Vorstand als falsch. Es habe in früheren Jahren in den traditionell verkehrsschwachen Monaten Januar und Februar schon größere Probleme gegeben, obwohl in diesem Jahr noch der Faktor schlechte Konjunktur hinzugekommen sei.
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