EU-Osterweiterung: Hohes Verkehrsaufkommen erfordert leistungsstarken Schienenverkehr
Berlin (ots)
Markthemmnisse müssen abgebaut werden / Internationaler Straßenverkehr stößt an seine Leistungsgrenzen
Die Deutsche Bahn erwartet mit dem Beitritt neuer Mitglieder zur Europäischen Union am 1. Mai 2004 im Personen- und Güterverkehr eine erhebliche Steigerung des Verkehrsaufkommens. Dabei ist es politisch gewollt und ökonomisch sowie ökologisch sinnvoll, einen möglichst großen Anteil des neuen Verkehrsvolumens auf die Schiene zu verlagern. Bereits seit Jahren arbeitet die Deutsche Bahn mit den Bahnen der Beitrittsländer zusammen, um leistungsfähige Angebote im europäischen Schienenverkehr zu schaffen. Gemeinsame Projekte umfassen den Ausbau der Infrastruktur, die Beschaffung länderübergreifend einsetzbarer Fahrzeuge und die Entwicklung einheitlicher Regeln im technischen wie im sozialen Bereich. Die Verkürzung von Grenzaufenthalten, aber auch die Harmonisierung des Frachtrechts sowie erleichterte Zollverfahren sollen die heutigen langen Standzeiten im Güterverkehr deutlich verkürzen. Zu den wichtigsten Infrastrukturprojekten gehört der Ausbau der Strecken Berlin-Stettin, Berlin-Warschau, Hoyerswerda-Breslau, Dresden-Prag und Nürnberg-Prag.
Im Rahmen der europäischen Binnenmarktstrategie wird daran gearbeitet, einen integrierten Europäischen Eisenbahnraum zu schaffen, der eine weitere Liberalisierung des europäischen Schienenverkehrs bedeutet. Die Deutsche Bahn setzt sich für europaweit einheitliche Zulassungsregeln im Personen- und Güterverkehr ein. Während Deutschland in der Zulassung anderer Eisenbahnunternehmen eine europaweit führende Rolle hat, bestehen in vielen anderen europäischen Ländern noch erhebliche Barrieren für den Eintritt in den Markt. Nur mit einem europaweiten Wettbewerb können künftig alle Potenziale des umweltfreundlichsten und sichersten Verkehrsmittels Eisenbahn genutzt werden.
Mit der EU-Erweiterung treten im Personen- und im Güterverkehr zahlreiche neue Regeln in Kraft. Durchgehende Züge mit hohem Qualitätsniveau, internationale Tarifangebote und unbürokratische schnelle Grenzübertritte machen die Bahn attraktiv. Nicht nur der Fern- und Güterverkehr profitiert von den neuen Verhältnissen. Auch im Regionalverkehr entstehen neue Verkehrsangebote. So fahren zum Beispiel unter dem Namen "EgroNet" in der Euroregion Egrensis, zu der Teile Sachsens, Bayerns, Thüringens sowie das tschechische Böhmen gehören, auch im Nahverkehr Eisenbahnen, Straßenbahnen und Busse mit einem gemeinsamen Fahrplan zum gleichen Tarif.
Das weltweit aktive Logistik-Unternehmen Stinnes, seit 2003 Teil des DB Konzerns, ist mit seinem Logistik-Spezialisten Schenker in allen EU-Beitrittsländern aktiv und verfügt über eine Schlüsselposition auf den neuen Wachstumsmärkten. Mit rund 100 Niederlassungen in den neuen Mitgliedsstaaten bietet Schenker die gesamte Palette logistischer Leistungen in den Bereichen Landverkehr, Luft- und Seefracht als integrierte Logistik an. Schenker ist damit in den meisten neuen EU-Staaten Marktführer für Logistik.
Die Verkehrsinfrastruktur in Osteuropa wird das zusätzliche Verkehrsaufkommen ohne umfassende Investitionen kaum verkraften. Der Straßenverkehr wird hier bald an seine Leistungsgrenzen stoßen. Umfangreiche EU-Fördermittel, aber auch erhebliche Eigenmittel werden nötig sein, um die Verkehrsinfrastruktur auszubauen und zu verbessern. Momentan halten die osteuropäischen Bahnen im Güterverkehr noch gut 30 Prozent am sogenannten Modal Split, dem Anteil der einzelnen Verkehrsträger am Gesamtverkehrsmarkt. Um diesen Anteil annähernd zu halten, dürfen Infrastrukturinvestitionen in die Schiene nicht hinter den Ausbau des Straßennetzes zurückfallen.
Internationales Engagement prägt auch die Ausbildung von Eisenbahnern im Grenzgebiet zu Polen und Frankreich. Ein regelmäßiger Bildungsaustausch mit Eisenbahnern zum Beispiel aus Slowenien und Kroatien bringt das umfassende Know-how der Deutschen Bahn in die EU-Beitrittsländer.
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