Seh-Fahrten. Bahnfotografien von Horst Hamann Die Panoramafotografien des New Yorker Künstlers zeigen ungewöhnliche Perspektiven der Bahn in Deutschland
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Berlin (ots)
Der Fotograf Horst Hamann hat sich auf eine Fahrt durch Deutschland begeben und ungewöhnliche Ansichten vom Reisen, von der Technik und der Geschichte der Eisenbahn eingefangen. Die Kabinettausstellung im Museum für Kommunikation versammelt diese Fotografien, die alltägliche Erfahrungen von Geschwindigkeit ins Bild setzen. Die Schau ist vom 26. August bis zum 25. September 2005 zu sehen.
Horst Hamanns Schwarzweiß-Aufnahmen zeigen Landschafts- und Stadtansichten zwischen der Nordsee und den Alpen, die von der Bahn und ihrer Infrastruktur geprägt sind. Stellwerke, Rangieranlagen und Schienenstränge werden zu Landschaften, deren funktionelle Bedeutung hinter ihrem ästhetischen Wert zurücktritt. In Fotografien von Schienenwegen im Gebirge gerät die Verkehrstechnik ins Wechselspiel mit der umliegenden Natur. Bahnhofsansichten erzählen ein Stück Verkehrsgeschichte. Klassische Industriebauten, wie die eisernen Bogenhallen des Leipziger Hauptbahnhofs, stehen neben moderner Architektur aus Stahl und Glas, etwa des Frankfurter Flughafenbahnhofs.
Mit seiner Ausrüstung, zwei Hasselblad-X-Pan-Kameras mit Wechseloptik, einer orangefarbenen Bahnerweste und dem nötigen Vorrat an Filmen im Rucksack, ist Hamann zu allen Jahreszeiten mit allen Verkehrsmitteln zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Auto, mit dem Hubschrauber und immer wieder mit der Bahn 30.000 Kilometer durch Deutschland gefahren. Zug um Zug bin ich Deutschland wieder nahe gekommen. Und das ist, neben meinen Fotografien, ein ganz besonderer Ertrag, sagte Horst Hamann nach Beendigung des anspruchsvollen Projekts, das er mit Unterstützung der Deutschen Bahn realisierte. Aus mehreren Tausend Fotografien wurden 153 für den Bildband Panorama Deutsche Bahn und 13 für den aktuellen Kalender Bahn Vertical 2006 ausgewählt.
Neben ca. 50 Motiven aus den Jahren 2002 und 2003 zeigt die Ausstellung zwei aktuelle Ansichten des neuen Berliner Hauptbahnhofs Hamanns Hommage an Berlin und seine erste Museumsschau in dieser Stadt.
Die Fotografien sind rund um Stefan Sous Berliner Luft Post ausgestellt, eine in ihre Einzelteile zerlegte und im Raum installierte Postkutsche. Sie erinnert daran, dass Tempo eine Frage der Wahrnehmung ist. Hamanns Arbeiten ergänzen Sous Installation im Medium Fotografie, denn gegen die Postkutsche als schnellstes Verkehrsmittel der vorindustriellen Zeit inszeniert Hamann den modernen ICE als zeitgemäßes Symbol von Geschwindigkeit. Die Bahn hat nicht nur das Reisetempo verändert, sondern auch unsere Wahrnehmung von Räumen und Entfernungen.
Horst Hamann lebt seit 1989 in New York und trat seit 1980 mit zahlreichen eigenen Ausstellungen und Buchpublikationen an die Öffentlichkeit. Im Mittelpunkt seiner Arbeiten steht die Stadt- und Industriefotografie mit dem Schwerpunkt New York.
Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag 9-17 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertag 11-19 Uhr
Interview mit Horst Hamann, Fotograf
1) Ich hatte ja ein paar Jahre zuvor die Kamera aus der Horizontale in die Vertikale gedreht, um die New Yorker Hochhäuser zu fotografieren, und musste die Kamera dann nur um 90 Grad wieder zurück drehen. Meine Kamera ist angelegt auf Panorama- oder Landschaftsfotografie und die Bahn ist offensichtlich ein horizontales Thema. Insofern war das überhaupt nicht exotisch für mich, im Gegenteil, eher mir als Thema auf den Bauch geschneidert. 23 Sekunden
2) Ich glaube, ich habe alles gesehen, was man in Deutschland sehen kann. Ich habe mich auch wieder richtig verliebt in Deutschland. Gerüche, Brezelgeruch, Ostsee, Hindenburgdamm, Zugspitze, alles Plätze, da war ich noch nie ... Ich war in München, in Berlin, in Großstädten, in der Mannheimer Gegend, wo ich herkomme wie man hört aber es gab viele, viele Plätze, wo ich nie war. 16 Sekunden
3) Erstens komme ich aus der s/w-Fotografie und ich wollte es unbedingt in s/w fotografieren, es gab auch damals erste Diskussionen, mit dem Team, aber das hat sich sehr schnell geklärt, weil Farbe einfach ein bisschen gefällig und ein bisschen banal ist. Es sei denn, man hat sehr gutes Licht. Das Projekt hätte auch 2 Jahre länger gedauert, wenn man es in Farbe hätte fotografieren wollen. 21 Sekunden
4) Ich fahre sehr gerne Bahn, komme gerade aus dem Zug, bin in den letzten zwei Tagen wieder zehn, zwölf Stunden im Zug gesessen und man schwebt ja regelrecht durch Deutschland, mittlerweile, man hört ja die Gleise kaum noch. Also es ist einfach auch eine große Lust, sich mit der Bahn zu bewegen, also mir geht das zumindest so. Wenn man im Ausland lebt vielleicht noch mehr als wenn man in Deutschland ständig ist und das gar nicht mehr zu schätzen weiß. 19 Sekunden
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