Güterverkehr mit Russland wird deutlich beschleunigt
Berlin (ots)
Güterzug-Testfahrt Berlin-Moskau nach drei Tagen pünktlich am Ziel - Vier Bahnchefs vereinbaren gemeinsame Produktionsgesellschaft
(Moskau, 20. November 2005) Die Deutsche Bahn AG wird gemeinsam mit der polnischen Eisenbahn (PKP S.A.), der weißrussischen Eisenbahn (BC) und den russischen Eisenbahnen (RZD OAO) noch 2006 schnelle Güter¬züge auf der Verbindung Berlin-Moskau fahren und dazu eine Produktionsgesellschaft gründen, an der alle vier Partner beteiligt sind. Auch der Personenverkehr soll attraktiver gestaltet werden. Ein erstes Projekt könnte der touristisch ausgelegte Hotelzug Berlin-Kaliningrad-St. Petersburg sein. Das haben die Chefs der vier Bahnen, Hartmut Mehdorn (DB), Andrzej Wach (PKP), Wladimir Zerelo (BC) und Wladimir Jakunin, RZD, heute morgen in Moskau bekannt gegeben.
DB-Vorstandsvorsitzender Hartmut Mehdorn sagte nach der Abschluss¬konferenz der vier Bahnen, die nach drei Tagen Fahrt in der Zentrale der Russischen Eisenbahnen stattfand: "Wir waren mehr als erfolgreich unter¬wegs. Es ist klar, dass wir alles tun müssen, um attraktive Angebote für unsere Kunden aufs Gleis zu setzen." Die vier Bahnchefs waren am vergangenen Donnerstag mit einem Test-Güterzug in Seddin bei Berlin gestartet und hatten die russische Hauptstadt in der Rekordzeit von drei Tagen erreicht, während Güterzüge bisher rund zehn Tage unterwegs sind. Mehdorn: "Wir haben demonstriert, was heute möglich ist. Drei Tage sind unser Maßstab für die Zukunft und es geht sicherlich noch schneller."
Einen großen Teil der Zeit verlieren Güterzüge an der EU-Außengrenze in Brest (Weißrussland) bei der Umladung von Normalspur- auf Breitspur¬wagen sowie durch die Zollformalitäten. Selbst der Testzug musste seine Fahrt im ersten Ort hinter der polnischen Grenze für mehr als einen Tag unterbrechen. "Die betrieblich notwendigen Arbeiten machen lediglich sechs Stunden aus", so RZD-Chef Wladimir Jakunin, "den Rest der Zeit können wir einsparen." Eine technische Möglichkeit Zeit zu sparen wäre auch eine automatische Spurwechselanlage, bei der spezielle Achsen teleskopartig von 1435 auf 1520 Millimeter gestreckt werden.
Außer dem Spurwechsel machen auch andere Gegebenheiten den Verkehr Richtung Osten für die Bahnen kompliziert: Unterschiedliche Sprachen und Schriften und unterschiedliche Stromsysteme erschweren die Logistik.
Güterverkehrsexperten aller Partner sollen jetzt gemeinsame Fahrpläne mit einer Zielfahrzeit von drei Tagen entwickeln. Möglich wird dies durch elektronische Vorab-Übermittlung der Frachtbrief- und Betriebsdaten sowie Angleichung der unterschiedlichen Frachtbriefe. Die notwendigen Informationen können so den Zügen vorauseilen und ermöglichen den Bahnen und Zollbehörden eine bessere Planung. Ferner wollen die Bahnen auf überflüssige Lokwechsel und Betriebsaufenthalte verzichten, eine durchgängige elektronische Laufüberwachung einrichten und für die Kunden aus Industrie und Handel Haus-zu-Haus-Angebote von und nach Russland erarbeiten. BC-Chef Wladimir Zerelo bringt die Verbesserungen auf einen Nenner: "Mit unserem gemeinsamen Projekt wird die Trans¬sibirische Eisenbahn quasi bis Berlin verlängert." Andrzej Wach, PKP, fügte hinzu: "Wir werden alle in den letzten drei Tagen gesammelten Erfahrungen in die Projektarbeit einfließen und uns regelmäßig berichten lassen."
Hintergrund für die intensivere Zusammenarbeit sind die stark zunehmenden Handelsvolumina zwischen Mittel- und Osteuropa sowie Asien. Die sich daraus ergebenden Wachstumschancen wollen die Bahnen ergreifen und ihren Marktanteil deutlich ausbauen. Mehdorn: "Wir haben auf der Schiene noch jede Menge Kapazitäten frei und die Bahn ist für diese langen Strecken der mit Abstand umweltfreundlichste und günstigste Verkehrsträger." Auch Wladimir Jakunin sieht große Chancen für die Bahnen: "Das Geld liegt auf der Straße. Wir müssen es nur aufheben."
Hinweis für Redaktionen: Fotos vom Start des Zuges in Seddin sowie von unterwegs aus Polen, Weißrussland und Russland sind abrufbar unter www.db.de/foto
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