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IGeL-Markt wächst weiter - Zusatz-Angebote beim Arzt erfolgen nicht immer rechtlich korrekt

Bonn (ots)

Eine weiter wachsende Zahl gesetzlich
krankenversicherter Patienten bekommt beim Arztbesuch 
Zusatzleistungen gegen private Rechnung angeboten. Nach einer 
aktuellen Umfrage unter gesetzlich Krankenversicherten hat ein 
Viertel (25,2 %, d. h. mehr als 18 Mio. Versicherte) innerhalb eines 
Jahres beim Arzt eine solche Erfahrung gemacht. Dabei werden diese 
Angebote gezielt einkommensstarken Patienten offeriert. Die 
Betroffenen zeigen sich angesichts der Vermarktung privater 
Zusatzleistungen in der Arztpraxis häufig verunsichert - bei der 
Mehrheit der privaten Zusatzleistungen (63,6 %) unterblieb die 
erforderliche schriftliche Vereinbarung zwischen Arzt und Patient vor
der Behandlung. Ein Fünftel (21,1 %) der erbrachten Leistungen 
erfolgte ohne Rechnung. Dies sind Ergebnisse einer aktuellen Analyse 
zur Entwicklung im IGeL-Markt. Sie basiert auf einer bundesweiten 
telefonischen Befragung von 3.000 gesetzlich Krankenversicherten.
Etwa 18 Millionen Patienten (25,2 % der Versicherten) haben im 
Laufe der letzten zwölf Monate in einer Arztpraxis sog. "Individuelle
Gesundheitsleistungen" angeboten bzw. in Rechnung gestellt bekommen 
(zahnärztliche Leistungen ausgenommen). Die aktuellen Zahlen, so 
WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber, bewegten sich nach wie vor auf 
einem hohen Niveau, das sogar noch leicht angewachsen sei. Insgesamt 
werde mit IGeL - hochgerechnet - ein Umsatz von rund einer Milliarde 
Euro erzielt.
Bei den Angaben zu den einzelnen IGeL-Leistungen zeigt sich eine 
große Bandbreite. An der Spitze liegen mit einem Anteil von 19,7 % 
Ultraschalluntersuchungen, gefolgt von Augeninnendruckmessungen (14,6
%) und ergänzenden Krebsfrüherkennungsuntersuchungen bei Frauen (13,8
%). Auf diese drei Leistungsgruppen entfällt nahezu die Hälfte der 
angebotenen Leistungen. Dabei adressieren die IGeL-Angebote 
unterschiedliche Personenkreise. Beispielsweise werden 
Ultraschalluntersuchungen und ergänzende 
Krebsfrüherkennungsuntersuchungen bei Frauen vor allem den Frauen 
zwischen 30 und 50 Jahren angeboten. Das Angebot für 
Augeninnendruckmessungen nimmt mit dem Alter der Patienten zu.
Fachärzte machen im Vergleich zu Allgemeinmedizinern deutlich mehr
private Leistungsangebote. Am häufigsten bieten Gynäkologen und 
Augenärzte IGeL an. An dritter Stelle werden die Urologen genannt, 
gefolgt von Hautärzten und Orthopäden.
Wie bereits in der letzten Untersuchung zeigt sich auch aktuell 
wieder eine deutliche soziale Differenzierung beim Angebot von IGeL: 
Patienten mit überdurchschnittlicher Bildung und höherem Einkommen 
bekommen IGeL deutlich häufiger angeboten. So bekam in den unteren 
Einkommensgruppen (bis 1.000 Euro Haushaltsnettoeinkommen) nur etwa 
jeder Sechste Privatleistungen vorgeschlagen (14,9 %), während in den
höheren Einkommensgruppen (über 4.000 Euro Haushaltsnettoeinkommen) 
mehr als ein Drittel der Befragten (37,0 %) über ein individuelles 
Angebot ihres behandelnden Arztes berichtet. Patienten mit hoher 
Schulbildung werden doppelt so häufig private Zusatzleistungen 
angeboten (33,4 %) wie Patienten mit einfacher Schulbildung (16,8 %).
Die Befragungsergebnisse dokumentieren zudem erneut, dass die 
Erbringung von IGeL-Leistungen nicht immer rechtlich korrekt erfolgt.
In nur 36,4 % der genannten Fälle wurde vor der Behandlung eine 
schriftliche Vereinbarung zwischen Arzt und Patient getroffen. Für 
jede fünfte erbrachte IGeL-Leistung (21,1 %) wurde in der Arztpraxis 
keine Rechnung ausgestellt.
"Wenn Ärzte als Verkäufer von sogenannten Individuellen 
Gesundheitsleistungen auftreten, werden Patienten zu Kunden, die eine
Leistung aus eigener Tasche zahlen", sagt Studienleiter Klaus Zok: 
Drei Viertel der Versicherten mit IGeL-Erfahrung befürchten eine 
Verschlechterung des Verhältnisses zwischen Arzt und Patient durch 
die Zusatzangebote.
"In einem wachsenden Privatmarkt der IGeL ist nach wie vor mehr 
Transparenz und Qualitätssicherung nötig", betont Zok. Krankenkassen 
und Verbraucherzentralen bieten hier Unterstützung an. Patienten, die
sich durch IGeL-Angebote verunsichert fühlen, sollten sich hier vor 
einer Inanspruchnahme beraten lassen.
Kontaktadresse und weitere Informationen:
Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO)
Klaus Zok 
Tel.: 0228 843-134
E-Mail:  klaus.zok@wido.bv.aok.de
Die zentralen Ergebnisse stehen unter  www.wido.de zum Downloaden 
bereit.

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