Wissenschaftliches Institut der AOK
Wahrnehmung der Versorgungsqualität: Patienten sind mit ambulanter Versorgung psychischer Beschwerden zufrieden
Berlin (ots)
Die Patienten in Deutschland fühlen sich bei psychischen Belastungen gut versorgt. Dies ist ein Ergebnis des aktuellen WIdOmonitors des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Die repräsentative Befragung ging der Frage nach, wie die Bevölkerung die Qualität der Versorgung wahrnimmt. "Die von den Betroffenen erlebte Unterstützung bei psychischen Beschwerden wird in Studien leider viel zu häufig vernachlässigt", sagte WIdO-Geschäftsführer Jürgen Klauber. Sowohl hinsichtlich der Erstversorgung beim Arzt - bei der die Hausärzte eine zentrale Rolle übernehmen - als auch hinsichtlich der Erfahrungen mit Psychotherapie zeichnen die Befragten ein positives Bild. Die Wartezeit auf eine Psychotherapie wurde im Schnitt mit 4,5 Wochen angegeben.
Von der deutschen Bevölkerung ab 18 Jahren gibt rund ein Viertel (23,6 Prozent) an, in den letzten zwölf Monaten beim Arztbesuch psychische Belastungen besprochen zu haben. Frauen sprachen über Stimmungslagen, persönliche oder psychische Probleme mit 29,1 Prozent deutlich häufiger als Männer mit 17,7 Prozent (Abbildung 1). Gesprächspartner war dabei für die meisten Betroffenen der Hausarzt (84,9 Prozent). Es folgen Gynäkologen (11,3 Prozent), Orthopäden (4,3 Prozent), Urologen (3,8 Prozent), HNO-Ärzte (1,9 Prozent) und Hautärzte (1,7 Prozent).
Die Mehrheit der Befragten sieht sowohl den Verlauf des Gesprächs als auch das Ergebnis positiv. 89,4 Prozent der Patienten vertraten die Auffassung, dass ihre Probleme ausreichend zur Sprache gekommen sind. Im Regelfall fühlten sie sich fachlich gut beraten (86,8 Prozent). 41,4 Prozent der Patienten bekamen in diesem Gespräch eine weitergehende, spezialisierte Behandlung empfohlen und 29,3 Prozent wurden wegen der Probleme Medikamente verordnet (Abbildung 2). Insgesamt waren drei Viertel mit dem Ausgang des Gesprächs sehr zufrieden oder zufrieden (73,8 Prozent).
Versorgung mit Psychotherapie
Von den Befragten hatten 13,4 Prozent nach eigenen Angaben schon einmal eine Psychotherapie in Anspruch genommen oder waren gegenwärtig in Behandlung. Einen Therapeuten fand rund ein Drittel dieser Patienten über den behandelnden Arzt (34,6 Prozent), 28,3 Prozent half eine Empfehlung aus dem persönlichen Umfeld und rund ein Viertel (24,2 Prozent) recherchierte erfolgreich selbst (Abbildung 3). Die Qualität der Psychotherapie wird in der Rückschau positiv beurteilt. Von den Patienten mit abgeschlossener Psychotherapie (10,2 Prozent der Befragten) zeigten sich 78,9 Prozent sehr zufrieden oder zufrieden, 12,7 Prozent waren teilweise zufrieden und 7,3 Prozent unzufrieden oder sehr unzufrieden. 87,2 Prozent dieser Personen vertreten die Auffassung, dass ihnen die Psychotherapie geholfen hat - mit entsprechend positiven Effekten in verschiedenen Lebensbereichen.
Auf das erste therapeutische Gespräch (Beginn der Probatorik) mussten Psychotherapiepatienten im Schnitt 4,5 Wochen warten (Abbildung 4). Die ermittelte durchschnittliche Wartezeit passt zu anderen Erhebungen, etwa der Universität Leipzig von 2010 oder der Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung von 2013. "Zu beachten ist allerdings, dass die vorliegenden bundesweiten Ergebnisse keine Aussage darüber erlauben, wie sich Wartezeiten und Wahrnehmung der Versorgung mit Psychotherapie regional darstellen. Hierzu ist weitere Forschungsarbeit aus Patientenperspektive wünschenswert", sagte Klauber.
Zum WIdOmonitor
Die Ergebnisse des aktuellen WIdOmonitors beruhen auf einer bundesweiten telefonischen Befragung im Zeitraum September bis November 2013. Die repräsentative Stichprobe umfasste 2010 Personen ab 18 Jahren aus der Grundgesamtheit der Bevölkerung. Die Stichprobenziehung und Datenerhebung erfolgte durch das Sozialwissenschaftliche Umfragezentrum der Universität Duisburg-Essen. Der WIdOmonitor ist eine regelmäßige Versichertenbefragung zu aktuellen gesundheitspolitischen Themen, die das WIdO seit 1998 durchführt. Ziel ist es, Veränderungswünsche der Versicherten und Patienten sichtbar zu machen und in die gesundheitspolitischen Gestaltungsprozesse einzubringen.
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