Wissenschaftliches Institut der AOK
Krankenstand in der öffentlichen Verwaltung verursacht Kosten in Höhe
von 2,6 Milliarden Euro
Verstärktes "Krankfeiern" ist nicht das
Problem
Bonn (ots)
Im Bereich der Öffentlichen Verwaltung lag der Krankenstand im Jahr 2000 bei 6,3%. Er war damit deutlich höher als der branchenübergreifende Wert, der bei 5,4% lag. Dies ist aber nicht, wie häufig unterstellt wird, darauf zurückzuführen, dass im öffentlichen Dienst häufiger "krank gefeiert" wird als in anderen Bereichen. Die Hauptursachen liegen vielmehr im höheren Alter und der größeren Zahl schwerbehinderter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hinzu kommen Herausforderungen hinsichtlich Führung und Organisation im öffentlichen Dienst, der einem starken Strukturwandel und Modernisierungsdruck unterworfen ist. Daher sind Anstrengungen im Bereich des Gesundheitsmanagements von besonderer Bedeutung. Zu diesem Ergebnis kommt der Fehlzeiten-Report 2001, der vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) in Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld herausgegeben wird und im wissenschaftlichen Springer-Verlag erscheint. Schwerpunkt des diesjährigen Reports ist das Thema "Gesundheitsmanagement im öffentlichen Sektor". Dabei werden neben den Verwaltungen auch andere, teilweise bereits privatisierte Bereiche des öffentlichen Dienstes, wie z. B. Verkehrsbetriebe, berücksichtigt. Der Report stellt neben grundsätzlichen Beiträgen wegweisende Projekte und Initiativen aus Stadtverwaltungen, Kindergärten, Schulen, Universitäten, Polizei, Justizvollzugsanstalten und Verkehrsbetrieben vor.
Die öffentlichen Verwaltungen wiesen auch im Jahr 2000, wie in den Vorjahren, den höchsten Krankenstand aller Branchen auf, den niedrigsten verzeichneten mit 3,6% die Banken und Versicherungen. Dies ergaben Auswertungen des WIdO auf der Basis der Daten der AOK-Mitglieder. In den öffentlichen Verwaltungen wiesen sowohl die Zahl der Krankmeldungen als auch deren mittlere Dauer ein deutlich höheres Niveau auf als in den meisten übrigen Branchen.
Hochrechnungen für die Branche insgesamt auf der Basis von Daten der AOK und anderer Krankenkassen ergeben eine Summe von 34,9 Millionen krankheitsbedingten Fehltagen oder 95.741 Erwerbsjahren. (1) Dies sind durchschnittlich 19,7 Tage je Mitarbeiter. Bei einem durchschnittlichen Bruttojahreseinkommen im Jahr 2000 von 27.610 Euro ergeben sich für das Jahr 2000 für den Bereich der öffentlichen Verwaltung und Sozialversicherung Kosten in Höhe von 2,6 Milliarden Euro aufgrund von Produktionsausfällen durch Arbeitsunfähigkeit.
Eine wichtige Ursache für die hohen Krankenstände in den öffentlichen Verwaltungen liegt in der Personalstruktur, die sich von der Privatwirtschaft deutlich unterscheidet. Die öffentlichen Verwaltungen weisen u.a. einen im Vergleich zur freien Wirtschaft höheren Anteil älterer Mitarbeiter auf. So lag 1998/1999 der Anteil der über 44 Jahre alten Beschäftigten im öffentlichen Dienst bei 42,7 Prozent, in der Industrie dagegen nur bei 35,2 Prozent. Daneben spielt auch die Tatsache, daß die öffentlichen Verwaltungen ihrer Verpflichtung zur Beschäftigung Schwerbehinderter stärker nachkommen als andere Branchen, eine wichtige Rolle. Der Anteil erwerbstätiger Schwerbehinderter liegt im öffentlichen Dienst um etwa 50% höher als in anderen Sektoren (6,6% der Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung gegenüber 4,2% in anderen Beschäftigungssektoren). Nach anderen Untersuchungen ist die relativ hohe Zahl von Arbeitsunfähigkeitsfällen im öffentlichen Dienst knapp zur Hälfte allein auf den erhöhten Anteil an schwerbehinderten Arbeitnehmern zurückzuführen. Berücksichtigt werden muss auch, daß ein erheblicher Teil der in diesem Sektor beschäftigten Arbeitnehmer keine Bürotätigkeiten ausübt, sondern in gewerblichen Bereichen mit teilweise sehr hohen Arbeitsbelastungen tätig ist, wie z. B. in der Straßenreinigung oder im Entsorgungsbereich.
Neben den Beiträgen zum Schwerpunktthema enthält der Fehlzeiten-Report 2001 ebenso wie in den vergangenen Jahren einen umfangreichen Teil mit aktuellen Daten, Analysen und Statistiken zu den krankheitsbedingten Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft. Diese können als Grundlage für die Bewertung der Fehlzeiten im eigenen Unternehmen, als Benchmark sowie als Basis für ein zielorientiertes Gesundheitsmanagement dienen. Neben einem Überblick über die allgemeine Krankenstandsentwicklung wird in elf Kapiteln das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen in allen Branchen detailliert analysiert.
Bernhard Badura/MartinLitsch/Christian Vetter (Hrsg.) Fehlzeiten-Report 2001 Gesundheitsmanagement im öffentlichen Sektor Zahlen, Daten, Analysen aus allen Branchen der Wirtschaft, 2002, 524 Seiten, 150 Abb., 150 Tab. Brosch. Euro 29,95; sFr 46,50,- ISBN 3-540-42085-1
(1) Nicht berücksichtigt wurden die im Beamtenverhältnis stehenden Beschäftigten des öffentlichen Dienstes.
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