ots.Audio: Deutsche Wirtschaft im Jahr 2007 mit robustem Wachstum
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Wiesbaden (ots)
Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat heute die erste Schätzung für das Bruttoinlandsprodukt 2007 bekannt gegeben. Danach ist die deutsche Wirtschaft im zweiten Jahr hintereinander kräftig gewachsen. Deutliche Wachstumsimpulse kamen im vergangenen Jahr sowohl aus dem Ausland als auch aus dem Inland. Über die wirtschaftliche Entwicklung 2007 in Deutschland sprechen wir mit Walter Radermacher, dem Präsidenten des Statistischen Bundesamtes.
Frage 1: Herr Radermacher, wie hat sich die deutsche Wirtschaft im abgelaufenen Jahr entwickelt?
O-Ton 24 sec: "Ich würde sagen: gut. Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr nämlich wieder kräftig gewachsen. Unsere erste Schätzung für 2007 ergab, dass das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt um 2,5% höher war als im Jahr zuvor. Die Wirtschaftsleistung ist damit im zweiten Jahr hintereinander deutlich gewachsen. Für das letzte Jahr möchte ich deswegen den Begriff 'robustes' Wachstum verwenden, weil doch die Umstände schwieriger waren als im Jahr zuvor."
Frage 2: Inwieweit hat denn die Binnenkonjunktur zu diesem kräftigen Wirtschaftswachstum beigetragen?
O-Ton 27 sec: "Die 'good news' zuerst: Die Unternehmen haben ihre Investitionen in Maschinen, Anlagen und Fahrzeuge gegenüber dem Vorjahr um gut 8% erhöht. Nun die 'bad news': Die privaten Haushalte haben sich beim Konsum deutlich zurückgehalten. Denken Sie aber an die Mehrwertsteuererhöhung im Jahr 2007, die dazu geführt hat, dass die Verbraucher viele Anschaffungen bereits in das Jahr 2006 vorgezogen haben."
Frage 3: Welche Rolle für das Wachstum spielte der Außenhandel?
O-Ton 29 sec: "Die Nachfrage aus dem Ausland nach Produkten 'Made in Germany' ist weiter ungebrochen und hat uns beim Export einen Zuwachs von 8,3% beschert. Die Importe sind deutlich schwächer angestiegen, nämlich nur um 5,7%. Die deutsche Wirtschaft hat 2007 wieder einen Exportüberschuss erzielt, der mehr als die Hälfte des Wirtschaftswachstums getragen hat. Von Verkäufen auf dem Weltmarkt gingen also größere Wachstumsimpulse aus als von Konsum und Investitionen in Deutschland."
Frage 4: Hat das Wirtschaftswachstum alle Branchen gleichermaßen erfasst oder gibt es Unterschiede?
O-Ton 17 sec: "Wir haben für alle Wirtschaftsbereiche eine erfreuliche Entwicklung festgestellt. Ein kräftiges Plus verzeichnete aber insbesondere das Verarbeitende Gewerbe, dessen Bruttowertschöpfung um 6,2% angestiegen ist. Eine ähnlich hohe Zuwachsrate erreichte dieser Bereich zuletzt im Jahr 2000."
Frage 5: Hat die positive Wirtschaftsentwicklung denn auch zu einem Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt geführt?
O-Ton 21 sec: "Eindeutig ja. Die Zahl der Erwerbstätigen ist im vergangenen Jahr um rund 650 000 Personen auf insgesamt 39,7 Millionen angestiegen. Das ist der höchste Stand seit der Wiedervereinigung. Gleichzeitig sank die Zahl der Erwerbslosen gegenüber dem Vorjahr um rund 640 000 Personen auf 3,6 Millionen."
Frage 6: Inwieweit kommt dieser Wirtschaftsaufschwung denn auch bei den normalen Arbeitnehmern an?
O-Ton 24 sec: "Die Bruttolöhne und -gehälter sind in der Summe gegenüber dem Vorjahr um 3,1% und die Nettolöhne und- gehälter um 2,3% gestiegen. Das sind deutlich höhere Zuwachsraten als im Jahr 2006. Aber auch die Zahl der Arbeitnehmer ist gewachsen, nämlich um 1,7%. Die durchschnittlichen Nettolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer waren deshalb nur um 0,5% höher als im Vorjahr."
Frage 7: Wie hat sich denn im vergangenen Jahr das Staatsdefizit entwickelt?
O-Ton 28 sec: "Unsere Berechnungen - die sind im Moment allerdings noch vorläufig - haben ergeben, dass Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherungen im Jahr 2007 einen ausgeglichenen Finanzierungssaldo haben. Bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt ergibt sich daraus eine schwarze Null. Seit 1991 war der Saldo immer negativ gewesen. Nur im Jahr 2000 sorgten die Einnahmen aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen für einen positiven Saldo."
Frage 8: Wie schätzen Sie das deutsche Wachstum 2007 im internationalen Vergleich ein?
O-Ton 26 sec: "Die Europäische Kommission hat für die Eurozone ein Wachstum von 2,6% und für die 27 Mitgliedstaaten von 2,9% vorausgesagt. Für die USA rechnet die Kommission im Jahr 2007 mit einem Wachstum von 2,1% und für Japan von 1,9%. Mit den von uns berechneten 2,5% Wachstum liegt Deutschland - so meine ich - auf einem guten Mittelfeldplatz."
Frage 9: Herr Radermacher, wie beurteilen Sie zusammenfassend die Wirtschaftslage in Deutschland?
O-Ton 31 sec: "Überwiegend positiv: Wir hatten im zweiten Jahr hintereinander ein kräftiges Wirtschaftswachstum. Die Zahl der Erwerbstätigen ist stark angestiegen und hat den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung erreicht. Der Staat weist einen ausgeglichenen Finanzierungssaldo auf.
Allerdings gibt es auch einen Wermutstropfen: die Entwicklung der Verbraucherpreise. Die Preise lagen um 2,2% höher als im Vorjahr. Eine so hohe Preissteigerung hatten wir seit 1994 nicht mehr.
Insgesamt ist aber mein Fazit: Mehr Licht als Schatten."
Vielen Dank, Herr Radermacher, für Ihre Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland. Weitere Details können auf der Internetseite www.destatis.de nachgelesen werden.
Weitere Auskünfte gibt: Petra Kucera, Telefon: (0611) 75-2838 E-Mail: petra.kucera@destatis.de
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