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Umweltnutzung effizienter - Kyoto-Klimaziel aber gefährdet

Wiesbaden (ots)

Im letzten Jahrzehnt ist die Umweltnutzung in
Deutschland effizienter geworden. Dies hat heute der Präsident des 
Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen, in Berlin auf der 
gemeinsamen Pressekonferenz des Statistischen Bundesamtes und der 
Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) mbH zu den 
Umweltökonomischen Gesamtrechnungen (UGR) mitgeteilt. Das Erreichen 
des Kyoto-Klimaziels ist laut Professor Dr. Bernd Meyer, Universität 
Osnabrück und Geschäftsführer der GWS, aber gefährdet.
Die aktuellen UGR-Ergebnisse des Statistischen Bundesamtes für 
wichtige Indikatoren zeigen.
- Der Rohstoffverbrauch ging von 1991 bis 2001 um durchschnittlich 
0,4 % pro Jahr zurück. - Der Energieverbrauch verminderte sich von 
1990 bis 2001 um durchschnittlich 0,3 % pro Jahr. - Noch deutlicher 
verringerten sich die Luftemissionen zwischen 1990 und 2000 um 
jährlich 6,5 % bei den Luftschadstoffen und um jährlich 2,1 % bei 
den Treibhausgasen.
Der Rückgang der Umweltbelastungen ging einher mit einem Anstieg der 
Wirtschaftsleistung (zwischen 1991 und 2001 jährlich um 
durchschnittlich 1,5 %), d.h. es ist für die genannten Indikatoren 
gelungen, Wirtschaftswachstum und Naturverbrauch zu entkoppeln.
Um die Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesrepublik 
Deutschland zu erfüllen, reicht diese Entkopplung allerdings nicht 
aus. Insbesondere bei der Siedlungs- und Verkehrsfläche, die in den 
letzten Jahren mit durchschnittlich 124 ha pro Tag weiterhin sehr 
stark zugenommen hat, wäre eine deutliche Trendumkehr notwendig, um 
den Zielwert einer Zunahme von nur noch 30 ha pro Tag im Jahre 2020 
zu erreichen. Auch ist bei den Indikatoren Energieproduktivität und 
Kohlendioxidausstoß das bisherige Entwicklungstempo zu gering, um 
die in der Nachhaltigkeitsstrategie angestrebten Ziele zu den 
vorgegebenen Zeitpunkten einzuhalten. Dagegen wäre, wenn die 
bisherige Dynamik des Wirtschaftswachstums und der Inanspruchnahme 
der Natur anhält, bei den Indikatoren Rohstoffproduktivität, 
Luftschadstoffausstoß und Treibhausgasausstoß mit einer Einhaltung 
der jeweiligen Zielvorgaben zu rechnen.
Eine differenzierte Datenanalyse des Statistischen Bundesamtes zur 
Emissionsentwicklung von Kohlendioxid (CO2), dem mengenmäßig 
wichtigsten Treibhausgas, zeigt, dass bei dem absoluten Rückgang von 
ca. 118 Mill. Tonnen zwischen 1991 und 2000 verschiedene 
Einflussfaktoren mit sehr unterschiedlichen Effekten zusammen 
gewirkt haben.
So ist die Emissionsreduktion der Produktionsbereiche in Deutschland 
von knapp 31 Mill. Tonnen in den Jahren von 1993 bis 2000 das 
Ergebnis zweier gegenläufiger Tendenzen: Vom Anstieg der 
Endnachfrage ging rechnerisch eine Erhöhung der CO2-Emissionen um 
mehr als 96 Mill. Tonnen aus. Demgegenüber bewirkten Veränderungen 
in der Wirtschaftsstruktur, eine verbesserte Produktionstechnik und 
die Verwendung emissionsärmerer Energieträger einen rechnerischen 
Emissionsrückgang von gut 127 Mill. Tonnen.
Die privaten Haushalte, die als direkte CO2-Emittenten beim Wohnen 
und der Nutzung privater Kraftfahrzeuge auftreten, reduzierten ihre 
Emissionen zwischen 1991 und 2000 insgesamt um 26 Mill. Tonnen. Die 
Zunahme der genutzten Wohnfläche und die gestiegenen Fahrleistungen 
bewirkten eine rechnerische Mehrbelastung in Höhe von 37 Mill. 
Tonnen. Demgegenüber hatten der gesunkene Energieverbrauch pro 
Quadratmeter Wohnfläche, der geringere Kraftstoffverbrauch je 
Kilometer Fahrleistung und die verstärkte Nutzung emissionsärmerer 
Energieträger einen emissionsmindernden Einfluss in Höhe von 63 
Mill. Tonnen Kohlendioxid.
Die zu erwartende Emissionsentwicklung in Deutschland stellte 
Professor Dr. Bernd Meyer von der Universität Osnabrück, zugleich 
Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschaftliche 
Strukturforschung (GWS) mbH, an Hand von Prognoserechnungen mit dem 
umweltökonomischen Modell PANTA RHEI dar, dem Daten der UGR und der 
volkswirtschaftlichen Input-Output-Tabellen zu Grunde liegen. Nach 
Prof. Meyer wird sich bei der zu erwartenden normalen Entwicklung 
der Weltwirtschaft und den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen 
der Kohlendioxidausstoß bis zum Jahr 2010 nicht weiter vermindern. 
Damit bestehe die Gefahr, dass das aus dem Kyoto-Protokoll für 
Deutschland folgende Klimaschutzziel (- 21 % der 
Treibhausgasemissionen von 1990 bis zum Zeitraum 2008 - 2012) knapp 
verfehlt wird. Prof. Meyer wies unter anderem darauf hin, dass der 
Straßengüterverkehr und der Heizbedarf der privaten Haushalte 
weiterhin Quellen steigender Kohlendioxidemissionen sein werden. 
Eine Erreichung des Kyoto-Zieles ohne weitere umweltpolitische 
Maßnahmen sei nur bei einer dauerhaft schwachen weltwirtschaftlichen 
Entwicklung zu erwarten, die allerdings unwahrscheinlich sei.
Detailliertere Ergebnisse auch zu weiteren UGR-Themenfeldern enthält 
der Bericht des Statistischen Bundesamtes "Umweltökonomische 
Gesamtrechnungen 2002".
Die Prognoseergebnisse der GWS sind in ihrem Bericht "Prognose der 
CO2-Emissionen in Deutschland bis zum Jahre 2010" ausführlicher 
dargestellt.
Beide Veröffentlichungen können von der Internet-Seite 
www.destatis.de des Statistischen Bundesamtes unter dem Pfad "Presse 
- Presseveranstaltungen" kostenlos heruntergeladen werden.
Weitere Auskünfte erteilen: 
Dr. Karl Schoer,
Telefon: (0611) 75 - 2223,
E-Mail:  karl.schoer@destatis.de
Prof. Dr. Bernd Meyer
Telefon: (0541) 40933-0
E-Mail:  meyer@gws-os.de
ots-Originaltext
Statistisches Bundesamt

Rückfragen an obigen Ansprechpartner oder an:

Statistisches Bundesamt
Pressestelle
Telefon:(0611) 75-3444
Email:presse@destatis.de

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